Arbeitsgruppe Astrofotografie in der AVL
Im Februar 2009 bildete sich die Arbeitsgruppe Astrofotografie in der AVL. Dabei waren es zunächst 15 Interessierte, die sich zusammenfanden und eine Vorgehensweise verabredeten den Einstieg in die Deep-Sky-Fotografie zu beginnen.
Deep-Sky-Fotografie bedeutet die Fotografie jeglicher Objekte, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden. Das sind Sternhaufen, Gasnebel jeglicher Art und ferne Galaxien. Im Vergleich zu Objekten des Sonnensystems sind diese Objekte in der Regel sehr lichtschwach. Die Entfernung spielt dabei natürlich eine bedeutende Rolle. Das hat zur Folge, dass wir diese Aufnahmen lange belichten müssen – viele Minuten, und da meist viele Einzelaufnahmen gewonnen werden müssen, sogar mehrere Stunden. Die Auswirkung der Erdrehung ist dabei eines der großen Probleme, die es zu beherrschen gilt. Überhaupt ist die Deep-Sky-Fotografie schwierig und sie gilt zu Recht als eine der komplexesten Methoden der Fotografie.
Die Probleme, die sich dem Fotografen stellen sind vielfältig. Es beginnt mit der Suche nach den zu fotografierenden Objekten und der richtigen Wahl der Optik und Kamera. Hier sind also schon einmal Kenntnisse notwendig, die als Grundvoraussetzung angesehen werden können.
Haben wir unser Objekt endlich identifiziert und eingestellt, muss die Optik korrekt fokussiert werden. Auf die vielen Fehlermöglichkeiten der Nachführung und der Nachführkontrolle möchte ich jetzt gar nicht eingehen – es würde den Rahmen sprengen.
Die Mitglieder der AVL Foto-AG haben sich diesen Problemen gestellt, und die ersten großen Hürden sind genommen. Wir sind stolz darauf, dass wir es geschafft haben, mit minimalem Aufwand die Grundvoraussetzungen geschaffen zu haben, wirklich tiefe Aufnahmen des Nachthimmels gewinnen zu können.
Die Ausrüstung, die uns in der AVL zur Verfügung steht, besteht aus einer parallaktischen Montierung der Firma Vixen vom Typ GP DX. Darauf montiert befindet sich ein 80 mm ED-Refraktor als Hauptaufnahmegerät und parallel dazu ein 72 mm ED-Refraktor als Leitrohr. Untergebracht sind diese Geräte in einem kleinen Kuppelbau, der gerade zwei Personen den Aufenthalt darin ermöglicht. Versierte Astrofotografen würden diese Ausrüstung als sehr bescheiden bezeichnen – und das ist sie auch. Das bedeutet aber keinesfalls, dass wir damit weniger eindrucksvolle und tiefe Aufnahmen gewinnen können, als die “Kollegen“ mit zigfach teurerer Ausrüstung. Bei der richtigen und sachgerechten Anwendung stehen uns mit dieser Ausrüstung fast alle Bereiche der Astrofotografie offen.
Die einzelnen Mitglieder haben sich inzwischen mit verschiedenen Kameras ausgestattet. Wie oben bereits geschildert, meist mit der so genannten Digitalen Spiegelreflex-Kamera (DSLR). Dieser Kamera-Typ ermöglicht es den Kamera-Körper direkt am Fernrohr zu befestigen und die Fernrohroptik sozusagen als Objektiv zu verwenden (Fokalprojektion). Ebenso können normale Objektive verwendet werden, wobei die Kamera dann auf das vorhandene Teleskop aufgesattelt wird (Piggypak-Methode).
Was wir geschafft haben, wo wir hin wollen
Mit beiden Verfahren sind inzwischen von den Mitgliedern der Gruppe Aufnahmen entstanden, die Vergleiche mit Aufnahmen vieler versierter Astrofotografen nicht zu scheuen brauchen. Auf das Erreichte sind wir stolz – auch wenn es erst einen Anfang darstellt.
Wir wollen unsere Kenntnisse so vertiefen, dass wir in der Lage sind, Projekte planmäßig zu bearbeiten. Wir werden uns in der Zukunft Themenbereiche passend zur Jahreszeit auswählen und die dazu gehörigen Objekte mit verschiedener Technik aufnehmen. Bei den jeweiligen monatlichen Treffen sollen die Ergebnisse dann ausgewertet werden. Zu gegebener Zeit werden wir unsere Ergebnisse in gemeinschaftlichen Vorträgen auch der Öffentlichkeit vorstellen.
Einige der Astro-Foto-AG Teilnehmer gewinnen ihre Aufnahmen in eigener Regie, andere treffen sich zu gemeinsamen Aktionen in der Vereinssternwarte. Einmal pro Monat, meist um die Zeit des Vollmondes herum, trifft sich die Gruppe zum Erfahrungsaustausch im Vereinsraum in Wührden. Das wichtigste Thema ist dabei meist die Begutachtung der gemachten Aufnahmen. Der Erfahrungsaustausch ist dabei der wesentliche Aspekt unserer Treffen. Es werden für die Gruppe neue Aufnahmetechniken vorgestellt und besprochen.
Wenn es geht, wird dazu anhand der Geräte selber demonstriert, welche Einstellungen sinnvoll sind. Eines der immer wieder aufgegriffenen Themen ist die Bearbeitung der Aufnahmen am PC – etwas, das, so wie es sich darstellt, ein unerschöpflicher Themenbereich bleiben wird.
Natürlich werden wir uns über gute und ästhetisch schöne Aufnahmen freuen. Darüber hinaus soll es aber eine Aufgabe für uns sein, unsere Ergebnisse mit denen der Profi-Astronomie zu vergleichen. Wir wollen unsere Kenntnisse damit vertiefen und weitere Einblicke gewinnen, die für ein Verstehen der komplexen Vorgänge im Kosmos notwendig sind. Die Astro-Foto-AG der AVL hat diesen Weg begonnen.
Inzwischen ist die Gruppe auf 18 Mitglieder angewachsen. Erwartungsgemäß hat sich ein “harter Kern“ gebildet, der sich regelmäßig trifft. Manche Mitglieder können aus verschiedenen Gründen nur sporadisch an den Treffen teilnehmen, was aber von allen akzeptiert wird. Hier unterliegen wir keinen Zwängen. Jeder soll sich nach seinen Möglichkeiten in die Arbeit der Gruppe einbringen.
Bei uns kann jeder mitmachen, der sich für Astronomie interessiert. Jeder, der von uns lernen möchte, ist willkommen – jeder, von dem wir lernen können, ebenfalls. Was uns verbindet, ist die Begeisterung für den uns umgebenden Kosmos – im weitesten Sinn unseren Lebensraum. Mit Hilfe der Fotografie wollen wir uns diesem phantastischen Gebilde, welches wir Universum nennen, nähern. Auch wenn sich durch unser Tun oft mehr Fragen eröffnen, als sie beantwortet werden, wird sich unser Einsatz dafür gelohnt haben.
Siehe auch die Beiträge von G. Willems:
"Astrofotografie - ein Rückblick"
"Astrofotografie - erste Ergebnisse"
Text: Gerald Willems