Totale Sonnenfinsternis in Mexico wurde von AVL-Mitgliedern beobachtet
Am 08. April war es mal wieder soweit: eine totale Sonnenfinsternis sollte sich in Mittel- und Nordamerika ereignen. Grund genug also für die AVL-Mitglieder Alexander Alin, Volker Kunz und Kai-Oliver Detken nach Mexico zu fliegen, um diese direkt vor Ort erleben zu können. Während die meisten Sternfreunde aus Deutschland nach Texas aufbrachen, zog es die Reisegruppe nach Monclova im mexikanischen Bundesstaat Coahuila, welches in Mexico für die Stahlproduktion und den Drogenhandel bekannt ist, worauf uns auch ein freundlicher Taxifahrer hinwies. Durch die hohe Polizeipräsenz fühlen wir uns aber sicher.
Von Monclova war es allerdings noch ein Stück zur Totalitätslinie, weshalb wir morgens um 8:15 Uhr aus unserem Hotel starteten. Dies war komplett ausgebucht und mit dem Frühstück überfordert, da alle Sonnenbeobachter gleichzeitig aufbrechen wollten. Die Wetteraussichten sahen zudem am 08. April nicht optimal aus: ein Tief ließ Wolkenbildungen entlang der Zentrallinie erwarten, die Quer durch Mittel- und Nordamerika verlief. Auch in Texas waren große Unwetter zu erwarten, weshalb die Entscheidung nach Mexico zu fahren nicht bereut wurde. Wir entschlossen uns zur Oase Poza Azul zu fahren, da die Wetteraussichten dort am besten in unserer Umgebung aussahen. Dort angekommen fanden wir eine gute Parkmöglichkeit, schauten aber noch etwas besorgt nach oben, denn eine dünne Wolkendecke war überall zu erkennen. Erste Testbilder zeigten aber, dass man mit Sonnenfilter durch die Wolken hindurch die Sonne aufnehmen konnte. Es war sogar ein Sonnenfleck gut zu erkennen, an dem fokussiert werden konnte.
Wir bauten auch nicht alleine unser Equipment vor Ort auf. Überwiegend Mexikaner waren zum Beobachten hergekommen. Wir wurden allerdings von einem Spanier und Kalifornier angesprochen. Der Spanier war an unserer Ausrüstung interessiert, während der Amerikaner mit seiner Frau nach der Sonnenfinsternis 2017 noch einmal versuchen wollte die Sonnencorona aufzunehmen, was auch dieses Mal ihm leider wegen der Wolken nicht gelang. Ganz reibungslose verlief die Aufnahmesession bei uns dreien aber auch nicht. Während Volker anfangs mit seiner Technik kämpfte, da er mit drei Kameras gleichzeitig fotografieren wollte, beschloss Alexander während der Totalität auf sein Stativ zu verzichten, weshalb viele Aufnahmen bei zu langer Belichtungszeit verwackelten. Bei mir war das Gehäuse meiner Powerbank, die für die Stromversorgung meiner AstroTrac-Reisemontierung notwendig war, während der Reise aufgeplatzt und ich hatte Sorge, dass sie sich ganz verabschieden würde. Zusätzlich gab es Fokussierungsprobleme, da es zu viel Spiel bei der Einstellung des Sonnenflecks gab. Bei der aufkommenden Totalität waren daher auch die ersten Bilder unscharf und mussten nachjustiert werden. Aber die wichtigsten Ergebnisse konnten festgehalten werden und die AstroTrac hielt mit der rudimentären Nordpol-Ausrichtung die Sonne lange im Bildzentrum fest.
Durch die Wolkenbildung mussten zudem auch die Belichtungszeiten kontinuierlich angepasst werden. So konnte kurz vor der Totalität zwar bereits ohne Filter fotografiert werden, aber der Diamantring-Effekt ging verloren. Die lange Totalität von über 4 min war zudem nur zur Hälfte wolkenfrei. In dieser Zeit war die Umgebung sehr dunkel und in ein unwirkliches Licht getaucht. Richtig kalt wurde es aber nicht. Nachdem die Totalität vorbei war, kamen noch mehr Wolken auf, die eine komplette Beobachtung der Sonnenfinsternis unmöglich machten. Wir waren trotzdem zufrieden, da die Hauptsequenzen beobachtet und einige schöne Protuberanzen fotografiert werden konnten. Auch in Texas gab es das eine oder andere Sonnenloch, wie wir von anderen Sternfreunden erfuhren. Am besten war die Sonnenfinsternis aber in Kanada zu sehen gewesen, die normalerweise die schlechtesten Wetterprognosen für diesen Zeitpunkt besaß. Als wir am nächsten Morgen aufstanden, um unsere Reise zu den Azteken- und Maya-Pyramiden fortzusetzen, lachte uns auch die Sonne bereits wieder mit einem strahlend blauem Himmel entgegen. Das Wetter hatte in der Wüste von Monclova wieder seinen Normalzustand eingenommen.
Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Alexander Alin, Volker Kunz und Dr. Kai-Oliver Detken