9. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen (NTP): Vielfältiges Programm von Optik-Tuning bis hin zu Polarlichterbeobachtung in Deutschland
  • 9. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen (NTP): Vielfältiges Programm von Optik-Tuning bis hin zu Polarlichterbeobachtung in Deutschland

 

Die Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen (NTP) findet in Bremervörde seit 2011 fast jedes Jahr statt. Astronomen aus ganz Deutschland treffen sich dort, um sich über aktuelle Entwicklungen und Techniken bei der Gewinnung von Aufnahmen von Objekten unseres Sonnensystems auszutauschen. Eingeladen wird regelmäßig vom Organisationsteam rund um Dr. Michael Schröder, der die NTP immer auf seinem Firmengelände in Bremervörde stattfinden lässt. Auch dieses Jahr war die Veranstaltung ausgebucht, was evtl. auch mit dem vielfältigen Programm zu tun hatte, welches dieses Jahr geboten wurde. So berichteten fünf Referenten in sechs Vorträgen über diverse Astrothemen – ein neuer Rekord für die NTP. Die AVL war mit einem Vortrag über die letzte ringförmige Sonnenfinsternis in den USA ebenfalls wieder vertreten.

Auch dieses Jahr stellten sich alle Teilnehmer, nach einer kurzen Einführung von Dr. Michael Schröder, gegenseitig vor. Von der AVL waren Jürgen Beisser, Torsten Lietz (als Teilnehmer des Organisationsteams) und meine Wenigkeit vertreten. Jeder Teilnehmer gab einen kurzen Überblick seiner Interessen und seines Equipments, so dass man hinterher einen guten Überblick hatte und sich in den Pausen austauschen konnte. Da dieses Jahr das Programm recht umfangreich war, wurde zügig nach den Vorstellungen mit den Vorträgen gestartet.

D Den Anfang machte Ralf Burkart mit der Sternbildanalyse in der Planetenfotografie. Für ihn gleicht dabei die Sternabbildung dem Blutbild eines Menschen, weil sich von ihr sehr viel ableiten lässt. Das Licht eines Sterns ist natürlicherweise punktförmig und enthält keine zusätzlichen Informationen. Wenn man mit einem Teleskop einen Stern fotografiert, ist das Ergebnis allerdings alles andere als punktförmig, sondern ein sog. Airy-Scheibchen (Beugungsscheibchen) wird sichtbar, welches nach dem englischen Astronomen George Biddell Airy benannt wurde. Das Beugungsscheibchen sollte dabei so klein wie möglich sein, denn es sagt etwas über die Qualität einer Teleskopoptik aus (je größer, desto schlechter). Airy-Scheibchen werden daher umso kleiner, je grösser die Öffnung ist. Sie sind allerdings auch von der Luftunruhe (Seeing) abhängig, die man irgendwann nicht mehr austricksen kann. Wichtiger ist es daher die Rahmenparameter bei einer Aufnahme einzuhalten, die die Justage des Teleskops, das Auskühlen des Teleskops und das Tubus-Seeings betreffen.

Die Entdeckung des Natriumschweifs von Merkur war ein neues Projekt, dem sich Bernd Gährken gewidmet hatte. Es wurde in Andalusien in Spanien im April 2023 ein eigener Versuch gestartet und Merkur selbst mit einem Teleobjektiv fotografiert. Durch den Natriumfilter mit einem 135mm-Teleobjektiv und einer ASI1600-Kamera konnte dann selbst der Natriumschweif nachgewiesen werden, der bereits auf den Rohbildern sichtbar wurde. Letztendlich ist das Unterfangen aber schon sehr schwierig gewesen, da man dafür ein recht kleines Zeitfenster zur Verfügung stehen hat, indem auch noch das Wetter entsprechend mitspielen muss. Der Beweis war damit erbracht, dass auch Amateure mit einfachen Mitteln diesen Schweif nachweisen können.

Vom Merkur ging es weiter zur Venus, die von Wolfgang Bischof sehr gerne beobachtet wird. Dieser Planet ist uns zwischen Erde und Sonne am nächsten. Allerdings ist er auch am Weitestens von uns entfernt, wenn man das meiste seiner Oberfläche sehen kann. Strukturen in der Venusatmosphäre sichtbar zu machen ist daher ein schwieriges Unterfangen, was aber trotzdem erfolgreich ausprobiert wurde. Dafür ist ein UV-Filter notwendig, der beim Referenten an einem 8“ Teleskop aus den 1970er Jahren zum Einsatz kommt. Nachdem Oberflächendetails ausgemacht werden konnte, wurde die Wolkenrotation bestimmt und daraus die Venusrotation abgeleitet. Das war im Jahr 2023 möglich, weil hier sieben Tage am Stück die Venus aufgenommen werden konnte. Heraus kam, dass die Wolken in vier Tagen einmal über den Planeten ziehen. Auch konnte so der südpolare Wirbel auf Venus von ihm nachgewiesen werden. Ein tolles Ergebnis, was mit relativ einfachen Amateurmitteln gelang.

Im anschließenden Vortrag von Dr. Kai-Oliver Detken ging es dann mal nicht um Planeten, sondern um die letzte ringförmige Sonnenfinsternis in den USA, die mit Alexander Alin am 14. Oktober 2023 bei einer 5tägigen Kurzreise besucht wurde. Neben der erfolgreichen Beobachtung der Sonnenfinsternis bei San Augustin konnte auch das Space Center in Houston aufgesucht werden. So war der kurze Aufenthalt ein voller Erfolg. Aktuell wird gerade die Feinplanung der totalen Sonnenfinsternis für dieses Jahr durchgeführt, die am 08. April in Mittel- und Nordamerika stattfindet. Dann werden an gleicher Stelle statt 50.000 ca. 250.000 Gäste erwartet. Allerdings werden wir uns dann in Mexico befinden, um neben der Sonnenfinsternis auch die Maya- und Azteken-Tempel besuchen zu können.

Auch im nachfolgenden Vortrag ging es nicht um Planeten, sondern ebenfalls indirekt um die Sonne bzw. deren derzeitigen Aktivitäten. Denn durch das momentan vorhandene Sonnenmaximum lassen sich Polarlichter selbst in Deutschland gut beobachten, wie der Referent Michael Theusner anhand eigener Aufnahmen eindrucksvoll belegte. Heute lassen sich durch die Forschung verschiedene Polarlichtarten voneinander unterscheiden, über die Theusner berichtete und Bildbeispiele zeigte: Stable Aurora Red (SAR), Red Arc with Green Diffuse Aurora (RAGDA), Strong Thermal Emission Velocity Enhancement (STEVE) und Giant Blue Rays (GBR). Vorhersagen gibt es auf der Webseite „ Polarlicht-Vorhersagen für Deutschland“ von Andreas Möller. Auch der Telegram-Dienst „AuroraAlarm“ kann für Vorhersagen genutzt werden.

Den letzten Vortrag hielt dann wieder Bernd Gährken , der die Reise nach Andalusien beschrieb, um die Beteigeuze-Bedeckung zu erleben. Sehr wichtig war bei der Beobachtung die Zentrallinie genau zu treffen, da man sonst ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis nur eine Teilbedeckung hätte beobachten können. Zusätzlich war die Wettervorhersage für die gesamte Gegend unsicher. Daher wurden drei Teams gebildet, um die Wahrscheinlichkeit die Bedeckung zu erleben erhöhen zu können. Die Reise war ein voller Erfolg, auch wenn nicht alle Teams das gleiche Wetterglück hatten.

Zum Abschluss der Planetentagung bedankte sich Dr. Michael Schröder bei seinem Organisationsteam und allen Referenten. Nach dem Applaus zu schließen, war es für alle Beteiligte eine sehr gute Veranstaltung. Es war auf jeden Fall eine NTP mit sehr vielen Eindrücken und Vorträgen, die pünktlich um kurz nach 17 Uhr beendet wurde. Eine Fortsetzung ist auf jeden Fall geplant. Einen ausführlicheren Bericht gibt es in der nächsten HiPo-Ausgabe.

Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Torsten Lietz, Dr. Kai-Oliver Detken, Maciej Libert (Gruppenbild)

Zurück

Copyright 2000-2024. Astronomische Vereinigung Lilienthal e.V. All Rights Reserved.
Um unser Angebot zu verbessern, würden wir gerne mit dem bei uns gehosteten Analysetool Matomo aufzeichnen, welche Seiten wie häufig besucht werden. Dabei wird Ihre IP-Adresse anonymisiert. Mit dem Button "Zustimmen" stimmen Sie der Verwendung der hierfür genutzten Cookies zu. Mit dem Button "Nicht zustimmen" werden nur Cookies geladen, die für das Betreiben der Website notwendig sind. Weitere Informationen dazu finden sie in unserer Datenschutzerklärung.