Europas größte Astronomie-Messe ATT fand wieder in Essen mit AVL-Beteiligung statt
Der Astronomie und Techniktreff (ATT) ist eine Messe speziell für Amateurastronomen. Sie ist die größte Veranstaltung dieser Art in Europa. Hier kann man sowohl die neuesten Teleskope und jegliches Zubehör, als auch Gebraucht- und Selbstbauinstrumente bewundern sowie mit den Herstellern und erfahrenen Amateuren Erfahrungen austauschen. Der ATT bietet aber auch eine Plattform, auf welcher sich Volkssternwarten und Vereine der Öffentlichkeit präsentieren. Kurz gesagt, wer sich für die Sterne interessiert, ist hier gut aufgehoben und wird jede Menge Ideen und Anregungen für sein Hobby mit nach Hause nehmen. Dieses Anliegen hatten auch mal wieder vier Mitglieder der AVL, weshalb eine Fahrgemeinschaft nach Essen gebildet wurde.
Neu war in diesem Jahr ein Fotowettbewerb, an dem jeder mit seinen eigenen Astrobildern mitmachen konnte. 24 Bilder der eingesandten Astrofotografen wurden von einer Fachjury vor der Veranstaltung ausgewählt und vor Ort am Eingang zur großen Halle als Ausdruck präsentiert, so dass jeder Teilnehmer der ATT darüber abstimmen konnte, um die drei beliebtesten Bilder auszuwählen. Zusätzlich wurde aus den ATT-Besuchern, die sich an der Wahl beteiligten, per Losverfahren noch vier Gewinner ermittelt.
In der Haupthalle gab es wieder anfangs ein großes Gedränge. Die Astrofarm ATHOS , die normalerweise dort zu finden ist, war dieses Jahr nur durch ein Plakat vertreten, indem darauf hingewiesen wurde, dass der ATT leider in diesem Jahr nicht zur Vollmondphase stattfand, weshalb man Gäste auf La Palma betreuen musste. Dafür hatte Kai v. Schauroth von ATHOS auf dem Stand von Astronomie – das Magazin den originalen Messier-Katalog von 1780 ausgestellt, was ein richtiger Eye-Catcher war. Am Baader-Stand wurden hingegen neue QHY-Kameras ausgestellt. Neu war z.B. die QHY411M BSI, die für wissenschaftliche Zwecke entwickelt wurde und 66.800 Euro kosten sollte. Ebenfalls zu sehen war ein Triband-SCT für die Sonnenbeobachtung. Dieser hatte einen neuen Sonnenfilter direkt eingebaut, der auch für Schmalbandaufnahmen im Deep-Sky-Bereich mitverwendet werden kann. Celestron setzt weiter auf seine RASA- (Schmidtkamera) und EdgeHD-Teleskope in Schmidt-Cassegrain-Bauweise. Mit StarSense ist auch eine vollautomatische Beobachtung machbar. Lacerta stellte seine Produkte MFOC für den Motorfokus und M-GENV3 für das intelligente Autoguiding, wie auch einen Herschelkeil aus eigener Produktion vor.
Aber auch in den anderen Hallen waren jede Menge Anbieter vertreten. So stellte Teleskop-Service das Seestar S50 von ZWOptical aus, was ein Messe-Highlight war und vollautomatische Bildaufnahmen ermöglicht. Des Weiteren waren die Harmonic-Drive-Montierungen von ZWOptical ein Hingucker, dessen rote Farbe sehr gut mit den RedCat-Teleskopen von William Optics harmonisierten. Weitere Refraktoren von Askar, ToupTek-Kameras und die eigene Refraktoren- und Newton-Reihe waren ebenfalls präsent. Bei Astroshop wurden neben dem Seestar auch andere automatische Sternwarten wie Vespera und Dwarf präsentiert. Auch die Universe2go-Lösung gibt es noch und wurde inzwischen überarbeitet. Sie kann nun auch mit neuen Smartphones verwendet werden.
Parallel konnten wieder Vorträge besucht werden. Passenderweise waren das Themen, wie „Smart Telescopes und die Zukunft der Astrofotografie“ von Udo Siepmann sowie „Künstliche Intelligenz in der Astrofotografie“ von Frank Sackenheim. Besonders der Vortrag von Frank Sackenheim war komplett überfüllt, weil der KI-Hype auch die Astrofotografie ergriffen hat. Aber auch die Preisverleihung fand in einem vollen Vortragsraum statt.
Obwohl der ATT keine Vollmondphase ausnutzte, hatten andere Astrofarmen den Weg nach Essen gefunden. So stellte der Verein Internationale Amateursternwarte e. V. – IAS erstmals aus. Sie betreibt zwei Observatorien in Namibia, auf dem Gamsberg und auf Hakos, die von den Mitgliedern genutzt werden können. Inzwischen ist auch eine Remote-Sternwarte dabei. Diese ist nicht mit der Remote-Sternwarte der Vereinigung der Sternfreunde e. V. – VdS zu verwechseln, die ebenfalls auf Hakos beheimatet ist. Die VdS war ebenfalls vertreten und wurde sehr gut besucht. Als Nachbar hatte Kiripotib seinen Stand und wurde von Rolf Schäffer und Frank Sackenheim vertreten, die auch als Vor-Ort-Betreuer agieren.
Insgesamt war der ATT wieder eine gelungene Veranstaltung, die jede Menge neue Ideen für das Hobby generierte und diverse Gespräche mit Neu- oder Altbekannten ermöglichte. Aber so soll das ja auch sein. Ausführlicher werden die Neuheiten in einer der kommenden HiPo-Vereinszeitschriften dargestellt.
Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Jürgen Ruddek (Bilder 30-40) und Dr. Kai-Oliver Detken (Bilder 01-29)