Die Reflexionsnebel NGC 6726 und IC 4812 sind im Sternbild Südliche Krone (Corona Australis = CrA) zu finden. Dieser ist Teil einer kosmischen Staubwolke, die sich über ein großes Sternfeld ausbreitet und weiterhin aus u.a. NGC 6727 und NGC 6729 besteht. Der dichteste Teil der Staubwolke ist ca. acht Lichtjahre lang und ungefähr 500 Lichtjahre entfernt. Die visuelle Helligkeit liegt bei nur 10,7 mag, weshalb dieses Objekt durchaus längere Belichtungszeiten vertragen kann. Durch die Himmelsqualität in Namibia war das in diesem Fall aber nicht notwendig. Die Staubwolke blockiert erfolgreich das Licht entfernter Hintergrundsterne der Milchstraße. Die blaue Färbung entsteht in diesem Nebel, weil das Licht heißer Sterne vom kosmischen Staub reflektiert wird. Der Reflexionsnebel wurde bereits 1861 von Julius Schmidt entdeckt.

Der hellste bläuliche Reflexionsnebel im Bild ist NGC 6726. Er misst rund 13 Bogenminuten in Längsrichtung. Der kleine weißliche Reflexionsnebel NGC 6729 ist hingegen ein Infrarot-Sternhaufen mit zahlreichen Mitgliedern. Der hellste davon wird allerdings vom Nebel selbst überstrahlt: der Veränderliche R CrA. Nach ihm wurde das gesamte Gebiet benannt: die R CrA-Molekülwolke. Ihre Entfernung wird zwischen 420 und 550 Lichtjahre geschätzt. Sie erstreckt sich von den blauen Reflexionsnebeln bis in die nach Südost ragenden Dunkelnebel. Ebenfalls auf dem Bild zu erkennen sind die Objekte HH 100 und HH 101. Es handelt sich dabei um Herbig-Haro-Objekte, die entstehen, wenn von einem Stern ausgestoßenes Gas auf Staubwolken trifft. In Regionen, in denen Sterne entstehen, sind Herbig-Haro-Objekte allgegenwärtig. Zusätzlich lässt sich der Kugelsternhaufen NGC 6723 sehr deutlich erkennen, der eine visuelle Helligkeit von 6,8 mag besitzt. Er ist allerdings 28.400 Lichtjahre entfernt und liegt daher weit hinter den Staubwolken. Das Zusatzbild zeigt noch einmal alle beschriebenen und weitere Objekte dieses Bildes.

Die Aufnahme entstand auf der Astrofarm Kiripotib während meines Aufenthalts im August 2022. Sie wurde in diesem Jahr noch einmal bearbeitet, weil mit den Tools NoiseXTerminator und BlurXTerminator von Russell Croman neuerdings zwei neue Bearbeitungsvarianten zur Auswahl stehen, die auf Basis eines Neuronalen Netzwerks (KI-basierte Datenverarbeitung) das Rauschen optimal reduzieren und eine Deconvolution ermöglichen, inkl. der Reduzierung der Sterne und des nochmaligen Hervorhebens der Nebelregionen.

Aufnahmedaten:

Teleskop: Refraktor APM APO 107/700 mm
Montierung: Fornax 51 (parallaktisch)
Brennweite: 525 mmm
Öffnungsverhältnis: 1/4,9
Kamera: Lacerta DeepSkyPro2600c
Gain: 100 (Low Conversion Gain - LCG)
Filter: IDAS-Nebelfilter LPS-P2-48 2" von Hutech
Aufnahmelänge: 31 x 5 min (2,5 Stunden)
Aufnahmeort: Astrofarm Kiripotib, Namibia
Aufnahmedatum: 26. August 2022

© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)