M1, der Krebsnebel im Stier
Aus mehreren übereinstimmenden Berichten aus dem Jahr 1054 wissen wir von einem damals neuen, sehr hellen Stern im Sternbild Stier, der für einige Wochen sogar mit bloßem Auge am Taghimmel zu sehen war.
Chinesische Astronomen sprachen von einem "Gaststern", der noch 2 Jahre lang nachts beobachtet werden konnte. Dann sank seine Helligkeit unter die Sichtbarkeitsgrenze. Bei diesem "Gaststern" handelte sich um eine Supernova, die Explosion eines massereichen Sterns, deren Überrest heute die Katalogbezeichnung Messier 1 (M1) trägt.
1731 entdeckte John Bevin einen Nebel an der Stelle der ehemaligen Supernova, 1758 fand ihn Messier und beschrieb ihn als Nebel ohne Stern im weißlichen Licht. Dieser Nebel wurde dann das erste von 110 Objekten in Messiers noch heute weltweit bekanntem Katalog nebeliger Objekte.
Lord Rosse sah in den Filamenten von M1 eine Krabbe und bezeichnete ihn "Crab Nebular". Im deutschen Sprachraum bürgerte sich die Bezeichnung "Krebsnebel" ein, obgleich das Objekt kaum Ähnlichkeit mit einem Krebs oder einer Krabbe erkennen lässt.
M1 liegt etwa 1 Grad nordwestlich von Zeta Tauri am Ende des unteren Stierhorns. Man kann ihn schon mit einem kleinen Teleskop als diffusen Nebelfleck erkennen. Seine scheinbare Größe liegt bei 6x4 Bogenminuten.
M1 misst etwa 10 Lj. im Durchmesser und ist etwa 6200 Lj. von uns entfernt.
Auf Fotos mit großen Brennweiten offenbaren sich chaotische Strukturen, Gasfilamente besonders in der roten Farbe ionisierten Wasserstoffs.
Im Inneren des Nebels konnte als Überrest der Explosion eines massereichen Sterns ein winziger sich extrem schnell drehender Neutronenstern festgestellt werden. Er sendet alle 33 Millisekunden einen Pulsarjet in allen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums aus.
M1 breitet sich mit etwa 1500 km/sek aus. Seine Expansion ist im Vergleich mit früheren Fotos deutlich zu erkennen.
Zur Aufnahme:
Vixen VC200L mit Reducer, 1280 mm Brennweite,
Canon EOS 450D(a), Gesamtbelichtungszeit: 2 Std. 45 Min.
© Foto : Jürgen Ruddek und Ernst-Jürgen Stracke (AVL), Text und Bildbearbeitung: Ernst-Jürgen Stracke