IC 1396 - offener Cluster im Sternbild Cepheus
Foto des Monats Januar 2018
Der offener Cluster IC 1396 im Sternbild Cepheus hat eine scheinbare Helligkeit von +3,5 mag und liegt innerhalb eines großen HII-Emissionsnebels. Der Sternhaufen an sich ist dabei allerdings von untergeordnetem Interesse, da der große Emissionsnebel und vor allem der Elefantenrüsselnebel (Globule IC 1396A) ihm die Schau stehlen. Das H-II-Gebiet ist ungefähr 2.400 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus einer Ansammlung von interstellarem Gas und Staub. Der Nebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet und enthält eine Reihe junger Sterne und Protosterne, die erst zwischen 100.000 und einer Million Jahre alt sind. Vor dem Elefantenrüsselnebel, der selbst nur eine visuelle Helligkeit von +9,48 mag besitzt, befindet sich der Reflexionsnebel "van den Bergh 142" (vdB 142), der wahrscheinlich mit dem Nebel in physikalischem Bezug steht. Dieser Reflexionsnebel wird von dem B3-Stern HD 239710 angestrahlt.
Die Bezeichnung Globule, die für den Elefantenrüsselnebel verwendet wird, bezeichnet in der Astronomie räumlich begrenzte Teile von Molekülwolken, in denen Sternentstehungen stattfinden. Globulen erscheinen als dunkle Flecken von dem Hintergrund eines Emissionsnebels oder vor dem Hintergrund der Sterne. Danach verdichten sich Protosterne im Inneren einer Globule immer weiter, bis sie heiß genug für die Kernfusion sind. Solche Phänomene findet man auch in anderen bekannten Sternentstehungsregionen unserer Milchstraße, wie z.B. beim Orion- oder Adlernebel. Durch das Hubble-Weltraumteleskop entstanden gerade im Adlernebel spektakuläre Aufnahmen, bei denen die vorhandenen Globulen als "Säulen der Schöpfung" bezeichnet wurden.
Das Bild enthält aber auch noch ein anderes interessantes Objekt: den Stern Mu Cephei (rechts oben), der auch als Herschels Granatstern bezeichnet wird, da er aufgrund seiner Spektralklasse M2 granatrot erscheint. Diese Bezeichnung wurde von Wilhelm Herschel selbst gewählt und hat sich in der Astronomie durchgesetzt. Der Stern selbst ist ein halbregelmäßig veränderlicher Stern, da seine scheinbare visuelle Helligkeit zwischen +3,7 mag und +5,0 mag schwankt. Seine Leuchtkraft wird mit mehr als dem 100.000fachen unserer Sonne angegeben. Der Granatstern wird von zwei relativ leuchtschwachen Begleitern umkreist, über die noch wenig bekannt ist. Mit jeweils scheinbaren Helligkeiten von +12,3 mag bzw. +12,7 mag sind sie nur in größeren Teleskopen sichtbar.
Der Emissionsnebel ist mir auf einigen von meinen Milchstraßenaufnahmen aufgefallen, die ich diesen Sommer an verschiedenen Orten angefertigt hatte. Das Nebelgebiet selbst besitzt keine markante Bezeichnung, wie z.B. der Nordamerikanebel sie besitzt. Daher wurde auf Sternkarten die Region näher untersucht und der offene Sternhaufen IC 1396 darin gefunden. Mit ihm konnte man den Nebel optimal ansteuern. Da auf den Vergleichsaufnahmen der Milchstraße das Objekt sehr groß zu sein schien, wurden für die Aufnahmen eine Brennweite von 200 mm gewählt. Dies stellt sich auch als die richtige Wahl heraus. Wenn man nur den Elefantenrüsselnebel im Detail ablichten möchte, sind aber durchaus andere Brennweiten notwendig. Der Nebel wurde am 22. November in Grasberg die gesamte Nacht über belichtet, so dass insgesamt 6,5 Stunden herauskamen - eine wirkliche Seltenheit in diesem Jahr bei dem vorhandenen Wetter. Pro Bild wurden 5 min Belichtungszeit bei 800 ASA mit einer Canon 700Da und dem Teleobjektiv Sigma 70-200 mm F2,8 EX DG OS HSM investiert. Ein CLS-Filter wurde zur Erhöhung des Himmelskontrasts eingesetzt. 20 Dark-, Flat- und Bias-Bilder wurden ebenfalls angefertigt und Auto-Guiding mit Dithering genutzt. Als Montierung kam die iOptron CEM60 zum Einsatz, die sich inzwischen mehr als bewährt hat. Als Bildvergleich kann das FdM von Kai Wicker vom Mai 2016 herangezogen werden, der damals einen größeren Himmelsausschnitt wählte.
© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)