Fledermaus- (Sh2-129) und Tintenfischnebel (Ou4)

Fledermaus- (Sh2-129) und Tintenfischnebel (Ou4)

Foto des Monats März 2022

Der Fledermausnebel bzw. Flying Bat Nebula (Sh2-129) ist ein sehr schwacher Emissionsnebel im Sternbild Cepheus, einem Nachbarn der größeren und häufiger abgebildeten Region IC 1396, die den bekannten Elefantenrüsselnebel enthält. Sh2-129 kennzeichnet sich durch Hα-Emissionen und einen kleinen gemischten Emissions- und Reflexionsnebel (vdB 140), der sich im unteren Teil des Feldes links vom Zentrum befindet. Was an dieser Region am bemerkenswertesten ist, ist die von dem Amateurastronom Nicolas Outters im Jahr 2011 gemachte Entdeckung, dass sich ein weiterer schwacher Emissionsnebel im Bildfeld befindet, der als Tintenfischnebel bzw. nach seinem Entdecker Ou4 bezeichnet wird. Dieser Nebel ist durch eine sehr schwache [OIII]-Emission gekennzeichnet, die eine bipolare Form aufweist. Sh2-129 ist Teil der Hülle der Assoziation Cep OB2. Die hellsten Teile bilden eine nach Westen geöffnete Sichel, während der anregende Stern HD 202214 gut als hellstes Objekt in der Mitte zu erkennen ist.

Beide Nebelobjekte sind sehr lichtschwach (der korrekte Helligkeitswert ist nicht bekannt), weshalb man zum einen eine lichtstarke Optik haben und zum anderen sehr lange belichten sollte. Dieses Bild ist zwar in zwei Nächten aufgenommen worden und besitzt eine Gesamtbelichtungszeit von immerhin 11,5 Stunden. Dies ist aber vergleichsweise wenig, wenn man es mit anderen Bildbeispielen im Internet vergleicht, die teilweise 50 Stunden und mehr investiert haben. Eine reine RGB-Aufnahme würde beispielsweise sogar den Fledermausnebel nur ansatzweise erahnen lassen, während Ou4 gar nicht zu erkennen wäre. Erst Hα-Aufnahmen lassen den Fledermausnebel zur Geltung kommen. Ou4 selbst lässt sich wiederum nur im [OIII]-Bereich nachweisen, bei sehr langer Belichtungszeit. Dies erklärt auch die sehr späte Entdeckung von Nicolas Outters, die er zufälligerweise gemacht hat, weil er die Region mit Hα-, [OIII]- und [SII]-Filtern aufnahm, um diese in der Hubble-Palette darzustellen.

Der Tintenfischnebel ist von den rötlichen Wasserstoffemissionen des Fledermausnebels vollständig umgeben (siehe auch das Zusatzbild). Seine tatsächliche Entfernung und Natur waren bisher trotzdem schwierig zu bestimmen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Ou4 etwa 2.300 Lichtjahre entfernt ist und sich wirklich im Inneren von Sh2-129 befindet. Es handelt sich wohl auch nicht um einen Planetarischen Nebel (PN), obwohl er oftmals so bezeichnet wird, sondern um einen bipolaren Gasausstoß von seinem Begleiter HD 202214. Dieser Stern ist nicht nur ein O-Stern, sondern er besitzt noch zwei Begleiter, die allerdings sehr eng am Stern stehen. Der Tintenfischnebel selbst ist fast 50 Lichtjahre groß.

Um dieses Objekt selbst abzulichten wird normalerweise eine Monochromkamera empfohlen, da man hiermit die verschiedenen Schmalbandaufnahmen unterschiedlich stark belichten kann. Ich hatte es trotzdem bereits im September 2020 mit einer Farbkamera versucht eine Aufnahme beider Nebel mit 16,5 Stunden hinzubekommen. Dabei kam der L-eNhance-Filter von Optolong und die Farbkamera ASI071MC zum Einsatz. Es ließ sich aber nur der Fledermausnebel erkennen. Ein Jahr später versuchte ich es fast zum gleichen Zeitpunkt erneut. Dieses Mal kam der neuere L-eXtreme-Filter von Optolong zum Einsatz, der Hα und [OIII] besser voneinander trennt. Zudem wurde auch die Kamera durch die Farbkamera Lacerta DSP2600c erneuert, die eine nochmalige Verbesserung des Signal-/Rausch-Verhältnisses versprach. So konnte Ou4 zum ersten Mal von mir nachgewiesen werden. Die Zusatzaufnahme zeigt den Tintenfischnebel noch einmal ohne Sterne bearbeitet, um ihn klarer vom Bildhintergrund loszulösen.

Aufnahmedaten:

Teleskop: C11 SC XLT - 280/2800mm
Reducer/Flattner: HyperStar für C11 – FlatField Adapter
Montierung: iOptron CEM60
Autoguiding: Lacerta M-GEN V3
Brennweite: 560 mmm
Öffnungsverhältnis: 1/2
Kamera: Lacerta DeepSkyPro2600c
Gain: 100 (High Conversion Gain, HCG)
Filter: Optolong 2" L-eXtreme Nebelfilter
Aufnahmedaten: 136 x 5 min (ca. 11,5 Stunden)
Aufnahmeort: Grasberg
Aufnahmedatum: 07. und 08. September 2021

© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)

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