Die Spinne (IC 417) und die Fliege (NGC 1931)
Foto des Monats April 2020
Die Spinne (IC 417) und die Fliege (NGC 1931) sind zwei relativ lichtschwache Emissions- und Reflektionsnebel im Sternbild Fuhrmann. Obwohl NGC 1931 nur eine visuelle Helligkeit von +10,1 mag besitzt, wurde er bereits im Jahr 1793 von Wilhelm Herschel entdeckt. Der wesentlich größere Nebelbereich IC 417 musste hingegen noch bis zum Jahr 1892 durch Max Wolf auf seine Entdeckung warten.
Der sog. Spinnennebel im linken Bildabschnitt, der auch als Sh2-234 im Sharpless-Katalog aufgeführt wird, liegt ungefähr 7.500 Lichtjahre von uns entfernt und ist ein großes Sternentstehungsgebiet, in dem lokale Gasansammlungen durch äußere Einflüsse, wie das beispielsweise bei Supernova-Schockwellen der Fall ist, destabilisiert werden. Anschließend kollabieren sie unter ihrer eigenen Schwerkraft. Als Ergebnis bleibt ein junger Protostern zurück, der in die umgebene Gas- und Staubwolke eingebettet ist. Im Laufe der Zeit wird dieser größer, weil er umgebene Materie aufnimmt, und erreicht irgendwann Temperatur- und Druckverhältnisse in seinem Zentrum, die groß genug sind, um eine Wasserstofffusion zu zünden. Damit ist er zu einem vollwertigen Stern angewachsen und kann ein paar Millionen oder sogar viele Milliarden Jahre lang leuchten. Die energiereiche Strahlung junger Sterne gestaltet die ausgedehnte Gaswolke von IC 417 aktiv mit. So entstehen ausgehöhlte Strukturen innerhalb von IC 417, die auf neue Sterne rückschließen lassen.
Die sog. Fliege in der Mitte des Bildes, die auch als Sh 2-237 im Sharpless-Katalog bezeichnet wird, ist ebenfalls ein Emissions- und Reflektionsnebel. Der Nebel wird auch als kleine Version des Orionnebels bezeichnet, da er einige gleiche Eigenschaften aufweist. So enthält auch dieser die kleinere Variante eines Stern-Trapezes in seinen jungen Sternhaufen. Die Entfernung wird auf 7.000 Lichtjahre und sein Alter auf nur 10 Millionen Jahre geschätzt, was astronomisch sehr jung ist. Der gesamte Nebelkomplex von NGC 1931 ist nur 3 Bogenminuten groß und wird von dem großen Nebelkomplex des Spinnennebels fast umrahmt, weshalb man wohl auf diese Namensgebung gekommen ist.
Unten rechts lässt sich noch der offene Sternenhaufen NGC 1907 erkennen, welcher ebenfalls von Wilhelm Herschel im Jahr 1787 entdeckt wurde. Er ist 4.500 Lichtjahre von der Erde entfernt, enthält ca. 30 Sterne und ist über 500 Millionen Jahre alt. Seine Lichtstärke beträgt nur +8,2 mag, weshalb er vom naheliegenden Messier 38 klar in den Schatten gestellt wird.
Somit konnten mit dieser Aufnahme quasi drei „Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen werden. Durch die Lichtstärke des C11-HyperStar-Systems mit einem Öffnungsverhältnis von 1:2 konnte dieser Nebelkomplex in nur drei Stunden Gesamtbelichtungszeit sichtbar gemacht werden. Normalerweise sind hierfür ganz andere Aufnahmezeiten einzuplanen. Dabei kam der neue Duofilter des Herstellers Optolong zum Einsatz, der gleichermaßen H-Alpha-/H-Beta- und OIII-Lichtwellen durchlässt. Das heißt, Wasserstoff- und Sauerstofflinien werden bei einer solchen Filterung durchgelassen und andere Wellenlängen (u.a. auch Lichtverschmutzung) unterdrückt. Damit eignet er sich hervorragend für Wasserstoff-Nebel und schafft gerade in der Kombination mit Farbkameras ganz neue Möglichkeiten.
Aufnahmedaten:
Aufnahmeort und -zeit: Grasberg am 16. Januar 2020
Teleskop: Celestron C11 SC XLT - 280/2800mm
Reducer/Flattner: HyperStar für C11 - FlatField Adapter
Brennweite: 560 mmm
Kamera: ZWOptical A.S.I. 071MCpro mit Gain 90 (Unity Gain)
Filter: Optolong 2" L-eNhance Nebelfilter
Autoguiding: Lacerta M-GEN V2 mit Dithering
Montierung: iOptron CEM60
© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)