Sommerdreieck im Yellowstone-Park

Sommerdreieck im Yellowstone-Park

Diese Zenit-Aufnahme der Milchstraße entstand am 25. August im Yellowstone Nationalpark, kurz nach der Neumond-Phase bzw. der Sonnenfinsternis in den USA. Der Park war dabei extrem dunkel, so dass bei der Bortle-Skala von 1-2 auszugehen ist. Im Gegensatz zu Seeing-Skalen erfolgt die Bestimmung des Grades der Lichtverschmutzung nach John E. Bortle vorwiegend ohne optische Hilfsmittel. Die Bortle-Skala hat sich dabei seit dem Jahr 2001 als visueller Qualitätsmaßstab durchgesetzt und bietet eine Einteilung in neun verschiedene Klassen an. Klasse 1 besitzt eine Grenzgröße von 8,0 bis 7,6 mag und beinhaltet die höchste Güte. Hierbei ist das Zodiakallicht erkennbar sowie Airglow direkt sichtbar. Die Milchstraße ist wolkenartig auszumachen und wirft teilweise Schatten. Aufgrund der eingesetzten Scheinwerfer an unserem Standort, konnte die Klasse 1 aber nicht ganz gehalten werden. Im Schutz der von uns bewohnten Tepees konnte man aber mindestens die Skala 2 erreichen, die immerhin die Sommer-Milchstraße stark strukturiert darstellte und die Dreiecksgalaxie M33 mit bloßem Auge erkennbar machte. Wir konnten das vor Ort anhand der Andromeda-Galaxie M31 gut nachvollziehen.

Zu beachten ist bei der Aufnahme, dass sie ohne Nachführung erstellt wurde. Das heißt, es konnte nur eine relativ kleine Aufnahmeserie gemacht werden, da ansonsten das Zielobjekt - das Sommerdreieck - aus dem Blickfeld gewandert wäre. Hinzu kommt, dass bei einer Brennweite von 17 mm nur relativ kurz belichtet werden durfte, um die Sterne nicht zu Strichspuren werden zu lassen. Hierbei wurden 30 sec pro Bild gewählt. Das ist im Gegensatz zu einer Nachführung, bei der 3-5 min pro Bild aufgewendet werden können, relativ gering. Umso erstaunlicher sind die Details, die trotzdem dabei herausgekommen sind, was auf einen sehr guten Sternhimmel schließen ließ. Um die Sterne in den Sternfarben besser zur Geltung bringen zu können und das Sommerdreieck klarer von den anderen Sternen abzugrenzen, wurde zusätzlich ein Weichzeichner-Filter von Cokin verwendet. Das Sommerdreieck ist im Übrigen kein von der International Astronomical Union (IAU) festgelegtes Sternbild, sondern ein so genannter Asterismus. Das heißt, es besteht aus drei Fixsternen (Wega, Altair und Deneb), die jeweils unterschiedlichen Sternbildern zuzuordnen sind. Das Sommerdreieck ist vor allem in den Sommernächten der Nordhalbkugel gut beobachtbar, aber auch in den frühen Abendstunden bis in den November hinein sichtbar.

Aufgrund der fehlenden Nachführung gestaltete sich die anschließende Bildverarbeitung schwierig. Die Software DeepSkyStacker (DSS) hatte daher Schwierigkeiten die Sterne in den Außenbereichen des Bildes zusammenzubringen, wodurch Striche und Unschärfe entstanden. Aus diesem Grund wurden die Bilder noch einmal von Jürgen Beisser mit dem Astronomie-Programm PixInsight (PI) neu zusammengesetzt. Dieses Programm ist von Hobby-Astronomen für Hobby-Astronomen speziell für die Bildverarbeitung entwickelt worden und bietet einige Leistungsmerkmale an, die früher nur den Profis vorbehalten waren. Allerdings hatte auch PI zunächst in den Standardeinstellungen seine Probleme, weshalb einige Parameter angepasst werden mussten. Die Registrierung, also die Ausrichtung der Einzelbilder mit PixInsight, funktioniert im Normalfall ähnlich wie bei DSS hervorragend. Sind die Sterne jedoch länglich (keine Nachführung) oder komabehaftet wie in den Bildecken, muss man in PI die Toleranz-Einstellungen erhöhen, damit das Programm  mehr Sterne als solche erkennt. Dies wurde von Jürgen Beisser getan. Anschließend wurde eine photometrische Farbkorrektur anhand der Spektralklassen der Sterne mittels Download aus der VizieR-Datenbank über PixInsight vorgenommen und G2V als weiß definiert. Zusätzlich wurde der Hintergrund abseits der Milchstraße neutralisiert. In Photoshop wurde der Kontrast mit Hilfe von Kurven leicht angehoben. Danach wurden von mir in Photoshop der GradientXTerminator zur Eliminierung der Vignettierung angewandt, die Tonwertkorrektur angepasst und ein leichtes Schärfen durch NeatImage Version 8 durchgeführt. Es standen für das Bild keine Flats- und Bias-Aufnahmen zur Verfügung. Herausgekommen ist ein dabei ein Bild, welches sich nicht vor einer nachgeführten Version verstecken braucht und einen herrlichen Eindruck des berauschenden Sternhimmels im Nationalpark Yellowstone widerspiegelt.      

Die Aufnahmeparameter im Detail waren:

Kamera: Canon EOS 700D(a), Objektiv: Sigma 17-50 mm F2,8 EX DC OS HSM, Öffnungsverhältnis: 1/2,8, Brennweite: 17 mm, ISO: 1600 ASA, Belichtung pro Bild: 30 sec, Bildanzahl: 46, Filter: COKIN P830 (Weichzeichner), stehende Kamera ohne Nachführung

© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)

Bearbeitung: Jürgen Beisser (AVL) und Dr. Kai-Oliver Detken

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