Das James Webb-Teleskop – ein etwas unspektakuläres Astroobjekt des Monats
Astroobjekt des Monats Januar 2025
Inzwischen ist uns der Begriff des James Webb-Space-Teleskops geläufig. Als Nachfolger des Hubble-Teleskops soll es weitaus tiefere Aufnahmen des Kosmos gewinnen, als es das Hubble-Teleskop in über 30 Jahren bereits getan hat. Ende 2021 wurde das JWST auf den Weg gebracht und es hat seine Position am 24. Januar 2022 erreicht. Dort befindet es sich im so genannten Lagrange-Punkt L2 und liefert seit dem Juli 2022 die ersten äußerst eindrucksvollen Ergebnisse.
Aber um diese Ergebnisse soll es hier gar nicht gehen. Durch eine Kooperation mit dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) wird Studenten die Möglichkeit gegeben, im Rahmen der Telescopium-AG der AVL, Forschungsarbeiten durchzuführen. Ein Teil dieser Arbeit widmet sich der Möglichkeit, zu ergründen, ob auch das JWST mithilfe des Telescopiums nachzuweisen wäre. Da zu erwarten ist, dass dieser Nachweis mit dem Telescopium nur schwierig zu erbringen ist, habe ich die Herausforderung gerne angenommen und mit meinen eigenen Mitteln versucht, umzusetzen. Immerhin kann ich problemlos nahezu jede Position am Nachthimmel über bekannte Koordinaten anfahren. Kann die scheinbare Helligkeit des JWST auf diese Weise ermittelt werde, sollte das Rückschlüsse auf die Möglichkeiten am Telescopium zulassen.
Ein erster Versuch Anfang November 2024 verlief erfolglos. Ich hatte nicht erwartet, dass das JWST eine so große scheinbare Eigenbewegung aufweist. Es war, nachdem ich nachmittags die Koordinaten ermittelt hatte, abends bereits aus dem eingestellten Bildfeld verschwunden.
In der Nacht zum 27. November gelang es schließlich. Nur hatte ich auch nicht erwartet, dass das Weltraumteleskop derart lichtschwach erscheinen würde – aber immerhin, es ist sichtbar und bewegte sich von Aufnahme zu Aufnahme gut erkennbar vor dem Sternen-Hintergrund.
Eine besondere Aufgabe habe ich mir mit der Ermittlung der scheinbaren Helligkeit des JWST gestellt. Nach längeren Recherchen fand ich in meiner Aufnahme einen Referenzstern, der mit seinen 17,55 mag noch etwas heller erschien als das JWST selber. Bedenkt man, dass das Teleskop ohne seine Eigenbewegung noch etwas heller erscheinen müsste, schätze ich die Helligkeit auf etwa die des Sterns ein. Ich würde von 17,5 mag ausgehen und halte diese Angabe auch für belastbar.
Des Weiteren kann man über die Zeit und die Länge der Strichspur ermitteln, dass sich das JWST mit einer scheinbaren Bewegung von ca. 1,3 Winkelsekunden pro Minute vor dem Sternenhintergrund bewegt. Dazu muss aber bedacht werden, dass es eine scheinbare Bewegung, bewirkt durch Parallaxe-Veränderungen durch die Drehung der Erde um sich selbst, ist.
Mit diesem Beitrag mochte ich einmal ein etwas anderes Astroobjekt des Monats bringen. Es ist keines der vielen schönen Aufnahmen, die wir regelmäßig präsentieren. Es soll vielmehr zeigen, dass wir mit unseren Ausrüstungen durch genaue Bearbeitung und Recherche auch messtechnische Ergebnisse erzielen können.
In einer der kommenden Vereinszeitungen soll dieser Beitrag etwas ausführlicher gebracht werden.
Daten zur Aufnahme:
27.11.2024 von 03:00 Uhr bis ca. 04:20
Optik: 14“-Newton bei 1200 mm Brennweite
Nachführung mit OAG auf Stern
Kamera: Atik 460 exm, IR/UV-Sperrfilter
Belichtung: 13x 5 min, in der Summenaufnahme verwendet 11
© Fotos und Text: Gerald Willems (AVL)