AR 12665 - Große Sonnenfleckengruppe in H-Alpha
Die Sonnenaktivität verändert sich zyklisch in einer Periode von ca. 11 Jahren, was aber auch mal schwanken kann. Aktuell befinden wir uns in einem sog. Sonnenfleckenminimum, was bedeutet, dass im Schnitt aktuell nur 0 bis 5 Sonnenflecken zu sehen sind. Demnach findet momentan kaum Sonnenaktivität statt, so dass sich die Sonne meistens makellos - aber auch etwas langweilig - dem Beobachter präsentiert.
Umso schöner, dass sich dies auch in Abständen ändert. So konnte man am 09. Juli eine größere Sonnenfleckengruppe auf der Oberfläche erkennen, die von den Sonnenbeobachtern auch dankbar aufgezeichnet wurde. Da zum Wechselspiel von Sonnenflecken auch unregelmäßige Gas- und Strahlungsausbrüche (sog. Flares) gehören, konnte man am Sonnenrand auch in diesem Fall einen großen Ausbruch beobachten. Ich war an diesem, ausnahmsweise mal sonnigem Sonntag, in meinem Garten unterwegs und beobachtete parallel die Fleckengruppe AR 12665 im Weiß- sowie im H-Alpha-Licht. Wie aktiv diese Gruppe war, konnte aber am besten der H-Alpha-Sichtbereich wiedergeben, weshalb dieses Ergebnis hier entsprechend gezeigt wird. Man kann sogar einen Auswurf erkennen, der sich in Richtung der Hauptfleckengruppe ergießt und nur ganz kurz so sichtbar war, wie meine verschiedenen Aufnahmen an diesem Tag zeigten. So kann Astronomie auch in den hellen Monaten des Jahres betrieben werden.
Die Aufnahme entstand mit dem H-Alpha-Okular Daystar Instruments Quark Chromoshere, welches die H-Alpha-Beobachtung über herkömmliche Refraktoren zulässt. Es wird dabei einfach zwischen Okular (oder Kamera) und Teleskop eingefügt. Es enthält einen 12 mm Blockfilter und ist auf 656 nm optimiert. Bei Refraktoren bis 450 mm kann die gesamte Sonnenscheibe beobachtet werden, obwohl eine telezentrische Barlow mit dem Faktor 4,3 intern verbaut ist. Deshalb habe ich meinen ED70-Refaktor für dieses Foto mit seiner 420 mm Basisbrennweite verwendet. Das Chromosphere ist für die Sonnenoberfläche entwickelt worden, kann aber auch für Flares angewendet werden - ist also universal einsetzbar. Es gibt noch eine Prominence-Variante, die sich hauptsächlich auf Protuberanzen spezialisiert hat. Diese zeigt aber eindeutig zu wenig Oberflächendetails, weshalb oftmals die Chromoshere-Variante von Hobby-Astronomen eingesetzt wird. Über einen Stromanschluss wird der interne Fabry-Pérot-Filter angeregt und kann so noch feiner justiert werden, um die Bildschärfe zu steigern. Dazu muss immer etwas Verzögerungszeit von ein paar Minuten eingeplant werden. Hat man einmal die optimale Stellung getroffen, ist eine weitere Justage aber nicht mehr notwendig. Das Daystar Quark kann man im Übrigen aber auch ohne Stromanschluss betreiben, wenn man auf die Feinjustierung verzichtet.
Insgesamt wurden von den 1000 aufgenommenen Bildern von mir 600 Stück verwendet. Die Belichtung eines Bildes betrug dabei 2 ms. Als Kamera kam eine A.S.I. 178 MM von ZWOptical zum Einsatz. Zusätzlich wurde ein Rotfilter von Astronomik eingesetzt. Als Refraktor wurde der ED70 ausgewählt, der durch die eingebaute Barlowlinse auf 1806 mm Brennweite kam, wodurch ein Öffnungsverhältnis von 1/26 erreicht wurde.
© Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)