Alkyone und Merope
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Alkyone und Merope
Schon seit prähistorischen Zeiten sind die sieben mit bloßem Auge erkennbaren Sterne der Plejaden bekannt. Die sieben Schwestern oder das Siebengestirn, wie diese sieben hellsten Sterne dieses offenen Sternhaufens genannt werden, hatten für alle Kulturen der Welt eine besondere Bedeutung. Meist waren sie die Vorboten der Jahreszeiten, die für Saat und Ernte standen. Auch auf der berühmt gewordenen Sternscheibe von Nebra sind die sieben Sterne dargestellt - und das vor ca. 4000 Jahren. Damit wird uns schnell deutlich, wie bedeutungsvoll der Sternenhimmel für die Menschen des Altertums war.
Die sieben hellsten Sterne bilden natürlich nur einen geringen Teil des offenen Sternhaufens. In einem Bereich von 2° x 2° wurden 500 Sterne gezählt, die dem Sternhaufen angehören. Und in der Umgebung befinden sich weitere Sterne, die möglicherweise ebenso dazugezählt werden können. In dem Abstand zu uns von ca. 390 Lichtjahren finden wir die Erklärung, warum die Plejaden uns so hell erscheinen. Nach kosmischen Maßstäben bilden diese 390 Lichtjahre einen Bereich, der als unmittelbare Nachbarschaft zu uns angesehen werden kann. Das ist ebenso der Grund, warum die Wissenschaft derart nahen Sternhaufen besondere Bedeutung beimisst. Hier kann die Helligkeit mit der genauen Angabe der Entfernung zu einem Maßstab für weiter entfernte Sterne herangezogen werden.
Der Sternhaufen der Plejaden ist inzwischen untrennbar mit den blau leuchtenden Nebelgebieten der Umgebung verbunden. Man nahm einmal an, dass diese Nebelgebiete Rückstände der Materie darstellen, aus denen die Plejaden selber einmal entstanden. Diese Erkenntnis ist inzwischen überholt. Mein weiß heute, dass sich die Plejaden rein zufällig durch diese Molekülwolke hindurchbewegen und das Licht der "nur" 100 Millionen Jahre alten Sterne sich an den enthaltenen Staubpartikeln streut. Dabei werden die blauen Anteile mehr als andere Bereiche des sichtbaren Lichts für uns sichtbar. Es ist typisch für Reflexionsnebel, dass diese im Licht der heißen, energiereichen Sterne der Umgebung leuchten. Auch die hellen Sterne der Plejaden haben Farbindices, die sich im blauen Bereich befinden.
Die vorliegende Aufnahme zeigt zwei der hellsten Sterne der Plejaden: Alkyone (2,9 mag) und Merope (4,2 mag). Sie zeigen einen Bereich, dessen Nebelanteil besonders reich an Strukturen ist. Die auffällig blauen Gebiete im Zentralbereich der Aufnahme und im Süden die leicht rötlichen Molekülwolken bilden einen typischen Anblick, wie er in Reflexionsnebeln vorkommt. Die dunklen, rötlichen Bereiche werden kaum vom energiereichen Sternenlicht erreicht und absorbieren deren Licht. Die weniger dichten Bereiche in der direkteren Umgebung der Sterne zeigen dagegen die typischen blauen Erscheinungen.
Ich möchte diese Aufnahme gerne unserer Beobachtergruppe ans Herz legen. Bitte versucht einmal, die Plejaden zu beobachten. Ob es gelingt, auch die Nebelgebiete zu erkennen, hängt direkt von der Dunkelheit des Nachthimmels ab. Schon leichtes Mondlicht macht es unmöglich. Aber auch ohne die Erkennbarkeit der Nebelgebiete sind die Plejaden ein Muss für Beobachter. Zurzeit haben wir die Jahreszeit, die die Plejaden zu einem Objekt der ganzen Nacht macht. Schon am frühen Abend sind sie im Osten klar zu erkennen. Vielleicht versucht ihr mal, die Sterne zu zählen, die im Bildfeld eures Instruments erscheinen.
Hoffen wir also auf gutes Wetter dafür. Und lasst uns die Plejaden, ein wenig wie in der Vergangenheit, als eine Zeitmarke für den Beginn des neuen Jahres ansehen.
Die Aufnahmedaten:
Luminanz: 8x 10 min, Rot + Grün: je. 3x 10 min, Blau: 5x 10 min
Teleskop: 14“-Newton bei einer Brennweite von 1600 mm
Kamera: Atik 4000 M
© Foto und Text: Gerald Willems (AVL)