M 95 und M 96 – zwei Galaxien der Leo-I-Gruppe
Foto des Monats Mai 2020
Das Frühjahr bietet dem Astrofotografen eine Vielzahl Galaxienmotive für alle Teleskopgrößen. Insbesondere die Leo-I-Gruppe im Löwen mit der
M 66-Untergruppe und der M 96-Untergruppe enthält Galaxien, die teils auch mit kleinen Geräten gut fotografiert werden können. Die drei Messierobjekte der M 96-Untergruppe sind M95, M96 und die elliptische Galaxie M 105. Dazu kommen noch weitere Vertreter, von denen 5 im NGC Katalog gelistet sind.
Entfernungsangaben sind eigentlich nur sinnvoll, wenn man auch die zugehörigen Veröffentlichungen oder wenigstens das verwendete Verfahren mit angibt. Die NASA Extra Galactic Database [1] nennt für M 95 / M 96 Entfernungen von 16.5 bzw. 18.3 MPc (Hubble Distances). Für das Zentrum der M 96 Gruppe hingegen 19.4 MPc.
Das Bild zeigt die Galaxien M95 (links) und M96 (rechts). Beide sind mit etwa 9m recht helle Spiralgalaxien. M105 ist eigentlich nicht weit entfernt und wäre rechts unten außerhalb des Bildfeldes zu finden. Die Ausrichtung des Bildausschnitts erfolgte so, dass Süden oben ist. Damit passte M 105 nicht mehr in das Bildfeld. Die Größe des Bildfeldes ist 1.0° x 1.3° und der Maßstab beträgt 1.38 arc sec pro Pixel.
Es wurde 12.5 Stunden - davon 6.5 Stunden Luminanz - mit einer Atik 490EXm an einem 100 mm Refraktor bei f/D = 5.5 belichtet. Der Aufnahmeort war Borgfeld. Die Bildverarbeitung erfolgt mit Pixinsight.
Erwähnenswert erscheint mir noch ein Aspekt. Die Aufnahme ist mit ihrem Abbildungsmaßstab noch weit von der heutzutage vielfach angetroffenen Überabtastung - also Bildmaßstäbe von 1 arc sec pro Pixel und größer - entfernt. Trotzdem konnte hier mit der Technik der Entfaltung eine erhebliche Verbesserung der Schärfe erzielt werden. Ob das mit dem guten Seeing, verursacht durch den geringen Flugverkehr in der Coronakrise, zu erklären ist?
Die M96-Gruppe ist bis heute Gegenstand der Forschung. So ist M 105 mit einem riesigen Ring aus neutralem Wasserstoff umgeben, der bis in dieses Bild reicht. Er ist nur mit Radioteleskopen nachweisbar und hier unsichtbar. Das Interessante an der Gruppe ist, dass hier vier recht massive Galaxien offenbar in einer Beziehung stehen, die irgendwann einmal zu diesem Wasserstoffring geführt haben dürfte. Andererseits sind derzeit nur wenige Wechselwirkungen zwischen den Galaxien der Gruppe nachweisbar [2].
[1] http://ned.ipac.caltech.edu/
[2] Searching for Diffuse Light in the M96 Galaxy Group, Watkins et.al, 2014ApJ...791...38W, https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2014ApJ...791...38W/abstract
© Foto und Text: Dr. Kai Wicker (AVL)