Große Magellansche Wolke am Südhimmel
Die Große Magellansche Wolke (GMW) gehört mit der Kleinen Magellanschen Wolke (KMW) zu zwei beeindruckenden Zwerggalaxien des Südhimmels, die von unserer Nordhalbkugel aus leider nicht beobachtbar sind. Sie stehen beide in nächster Nachbarschaft zu unserer Milchstraße: die GMW im Sternbild Schwertfisch (Entfernung: ca. 163.000 Lichtjahre) und die KMW im Sternbild Tucan (Entfernung: ca. 209.000 Lichtjahre). Die GMW enthält ungefähr 15 Milliarden Sterne und wurde von dem ersten Europäer Ferdinand Magellan bei seiner Weltumsegelung im Jahre 1519 zum ersten Mal gesichtet und später nach ihm benannt. Bekannt war sie allerdings schon lange vorher, da sich schriftliche Erwähnungen bereits aus dem Jahr 964 durch den persischen Astronomen Al Sufi belegen lassen.
Dabei kann der Name "Zerggalaxie" etwas irritierend sein, wenn man beide Galaxien mit dem bloßen Auge am Himmel beobachtet. Denn beide Galaxien treten enorm groß am Himmel in Erscheinung, so dass man sie bequem ohne Fernglas, geschweige denn Teleskop, sofort erkennen kann. Durch die geringe Entfernung zu uns erscheinen sie allerdings nur sehr groß. Dabei ist der Anblick durchaus als sehr beeindruckend zu bezeichnen. Man kommt sich quasi vor, als wenn man sich auf einem anderen Planeten befindet, aber mindestens unter einem anderen Sternenhimmel - was ja letztendlich auch der Fall ist. Am Südsternhimmel kann nicht nur der Kern unserer Milchstraße hervorragend beobachtet werden (das Sternbild des Skorpions steht zu bestimmten Zeiten im Zenit und nicht wie bei uns am Horizont), sondern es lassen sich auch weitere Galaxien und Sternbilder erkennen, die uns im Norden leider verborgen bleiben. Um die Verwirrung perfekt zu machen, tauchen bekannte Himmelsobjekte auch noch verkehrt herum am Sternenhimmel auf (wie z.B. der Orionnebel).
Die GMW-Galaxie wurde am Abend nach der Sonnenfinsternis auf der Insel La Réunion in dem Bergdorf Cilaos zwischen 00 Uhr und 2 Uhr morgens beobachtet bzw. mit einem 50 mm Objektiv aufgenommen. Nachgeführt wurde mittels der Reisemontierung AstroTrac TT320X-AG. Dabei gestaltete sich speziell die Einsüdung als recht anspruchsvoll, da allgemein kein heller Stern in der Südpolregion zu finden ist. An diesem Abend gelang sie allerdings mit Hilfe von Alexander Alin, der bei der Ausrichtung mittels Laserpointer auf die auszurichtenden Octantis-Sterne zeigte, die dann im Polsucher eingestellt werden konnten. Daher ist die GMW pro Bild mit 3 min erfolgreich nachgeführt worden. Es wurden 27 Bilder insgesamt mit einer Canon 700Da aufgenommen, bei einer ISO-Zahl von 1.600 ASA und einem Öffnungsverhältnis von 1/2,8.
In der GMW sind zahlreiche Sternenhaufen und Nebel enthalten, die alle im NGC-Katalog verzeichnet sind. Bereits eine Vielzahl von ihnen können bereits mit einem Fernrohr beobachtet werden. Am eindrucksvollsten ist sicherlich der Tarantelnebel (NGC 2070), der bei meiner Aufnahme unten links zu erkennen ist. Es handelt sich hierbei um einen Emissionsnebel, der eines der größten bekannten Sternentstehungsgebiete in der Lokalen Gruppe enthält. Hier befindet sich auch der Supersternhaufen R136, der für die Ionisation des Nebels verantwortlich ist und zahlreiche massereiche Sterne enthält (u.a. auch R136a1, der massereichste Stern, der bisher bekannt ist). Die GMW ist damit eine wirklich eindrucksvolle Erscheinung am Nachthimmel, die mit höherer Brennweite weitere spannende Details offenbart.
Foto und Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)