Wolfsburger Planetarium: AVL-Fotogruppe mit Bildern und einem Vortrag vertreten
Alle zwei Jahre treffen sich im Planetarium Wolfsburg Hobby-Astronomen aus der Region, um ihre besten Astro-Bilder auf großer Kuppel für die Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Veranstaltung trägt den Namen Astrofotografie in 360 Grad und fand am 02. März bereits zum fünften Mal statt. Seit dem Frühjahr 2010 verfügt das Planetarium Wolfsburg neben dem traditionellen Sternenprojektor über eine hochauflösende Videoprojektionsanlage, die die Bilder kuppelumspannend in Szene setzen kann. Daher ist es auch für die Astrofotografen selbst ein Höhepunkt die eigenen Ergebnisse in dieser Auflösung und Größe an der Planetariumskuppel bestaunen zu können. Von der AVL waren Jürgen Beisser und Kai-Oliver Detken von der Deep-Sky-Fotogruppe mit eigenen Bildern vertreten. Zusätzlich wurde in einem Vortrag noch auf die AVL und die aktuelle Entwicklung gekühlter CMOS-Kameras eingegangen.
Den Weg nach Wolfsburg traten wir mit Jens Zippel aus Borgfeld, einem weiteren Bremer Vertreter, in seinem Elektro-Fahrzeug Tesla an. Auch er war für einen Vortrag vorgesehen worden und bot eine Fahrgemeinschaft an. Da in unmittelbarer Nähe des Planetariums eine e-Mobility-Station vorhanden war, konnten wir kostenlos parken und den Strombedarf für die Rückfahrt dort aufladen. Der Roadtrip nach Wolfsburg wurde von ihm auf YouTube auf seinem Kanal Move # Electric festgehalten. Der Fahrassistent ließ bereits ein autonomes Fahrgefühl aufkommen. Ein sehr interessantes Erlebnis, was aufzeigte, dass E-Autos im Fahrzeug-Alltag inzwischen angekommen sind.
Gestartet wurde mit Katja Seidel, die ebenfalls mit einem kleinen Stand in der Eingangshalle vertreten war, um ihr aktuelles Buch "Astrofotografie - spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung" vorzustellen. Unter der 15m-Kuppel präsentierte sie ihre nächtlichen Landschaftsaufnahmen, die ohne Teleskop bereits möglich sind und als Full-Dome-Bilder sehr eindrucksvoll daherkamen. Dabei wurden Polarlichter- und Milchstraßen-Aufnahmen gezeigt, die eine recht hohe Qualität aufwiesen und Geschmack auf mehr machten.
Ebenfalls Full-Dome-Bilder, aber der etwas anderen Art, zeigte Michael Koch. Er hatte sich ein 15-Monatsprojekt vorgenommen, indem er an fünf verschiedenen Stellen im Wald Kameras positionierte. Die Stellen wurden immer wieder neu besucht und die Kamera jeweils auf- und wieder abgebaut. Dadurch entstanden Zeitrafferaufnahmen, die u.a. die Jahreszeiten dokumentierten. Aber auch sehr schöne Sternaufnahmen durch die Bäume hindurch entstanden. Ein Projekt, welches mehrere 100 Stunden in Anspruch nahm.
In dem Beitrag "Allsky und Fulldome von Himmelsereignissen" wurden dann wieder verschiedene Aufnahmen diverser Fotografen gezeigt. Moderiert wurde dies erneut von Michael Schomann, der viele schöne 360-Grad-Bilder von Milchstraßenaufnahmen einblendete. Auch eine Mondmosaikaufnahme von mir, bestehend aus 16 Summenbildern mit jeweils 500 Einzelbildern und einer Brennweite von 719 mm, wurde eindrucksvoll präsentiert. Durch die hohe Auflösung ließ sich in den Mond, der über unseren Köpfen in 3D zu schweben schien, hinein zoomen. Weitere Milchstraßenaufnahmen und eine Meteoriten-Aufnahme mit einer sehr großen Perseide wurde von verschiedenen Fotografen aus unterschiedlichen Orten gezeigt. Die Mondfinsternis-Ereignisse vom Juli 2018 und Januar 2019 durften dabei auch nicht fehlen. Den Abschluss bildete ein Bild zu Leuchtenden Nachtwolken (LNW) von Michael Schomann, welches die Kuppel des Planetariums von außen zeigte.
Daran im Anschluss präsentierte Jens Zippel aus Bremen-Borgfeld seine Bildergebnisse der letzten drei Jahre. Dass trotz Lichtverschmutzung aus einer Großstadt heraus tolle Deep-Sky-Bilder entstehen können, zeigte er in einem Video eindrucksvoll. Dabei sind die Bilder alle im Schmalband und sehr langen Belichtungszeiten entstanden (15-40 Stunden). Eine Ansammlung vieler Galaxien und Nebelregionen, die er in seiner privaten Sternwarte aufgenommen hat.
Der nachfolgende Referent Michael Kunze bevorzugt inzwischen allerdings eher Zeitrafferaufnahmen, die er in seinen Urlauben anfertigt. Hier hat er in den letzten Jahren auch einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Zu Hause verspürt er immer weniger Lust Deep-Sky-Astroaufnahmen anzufertigen, weil sein Standort im Umfeld des Ruhrgebiets einfach zu lichtverschmutzt ist. Ausnahmen sind Planeten und Kometen, die er immer noch gerne anfertigt. Da er sehr reiselustig ist, werden gerne mit seiner Frau zusammen Zeitrafferaufnahmen erstellt, die nicht nur mit Astronomie zu tun haben müssen. Sein Video zeigte daher auch Unterwasseraufnahmen von Walen, neben Zeitrafferaufnahmen der Milchstraße.
Danach wurde es etwas spezieller, da Kai-Oliver Detken über die Entwicklung gekühlter CMOS-Kameras berichtete. Einführend wurde aber erst einmal auf die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) und deren geschichtlichem Hintergrund eingegangen. Dabei wurde auch die Gründung der Fotogruppe erwähnt, die 2009 bei der AVL entstand und heute an die 20 Teilnehmer umfasst. Hierdurch geschah auch der eigene Einstieg in die Astrofotografie, der erst einmal mit DSLR-Kameras begann und vor einem Jahr in die Anschaffung gekühlter CMOS-Kameras mündete. So wurden Bildergebnisse mit DSLR- und CMOS-Technik gezeigt sowie der Fortschritt der Kameratechnik dargestellt.
Im Anschluss daran ging es in die Bildverarbeitung, da Mario Konang das Programm PTGui vorstellte. Dies ist ein Panorama-Programm, welches aus vielen Einzelbildern ein Gesamtbild in hoher Qualität erstellen kann. Für solche Bilder sucht der Referent die Einsamkeit, um Airglow und Lichtverschmutzung aus dem Weg zu gehen, was immer schwieriger möglich ist. So meidet er fast schon höhere Berge, um den Lichtglocken am Horizont auszuweichen. Am Beispiel eines Panoramabildes, das aus 46 Einzelbildern bestand, wurde dann mittels PTGui eindrucksvoll gezeigt, wie man die Bilder zusammensetzt. Das Endergebnis, auf dem er sich nachträglich in die Szenerie einbettete, war dann ebenfalls sehr sehenswert.
Nach einer kurzen Pause wurde dann ein längerer Gastvortrag von Bernd Pröschold gehalten, der die Grundlagen der Zeitrafferfotografie erläuterte. Er hat die Astrofotografie zu seinem Beruf gemacht, den er seit mehr als 15 Jahren erfolgreich ausführt. Dazu reist er sehr viel an dunkle Orte und entlegene Landschaften weltweit, um Zeitraffer-Aufnahmen (sog. Timelapse) anzufertigen. Man kann ihn dabei durchaus als einen der besten seines Fachs beschreiben. In seinem Vortrag ging er auf Kameratechnik und die notwendige Software-Bearbeitung ein, um solche eindrucksvollen Ergebnisse erzielen zu können. Dabei wurden immer wieder sehr schöne Videobeispiele gezeigt, die die gesamte Kuppel ausfüllten.
Zum Abschluss wurde dann unter dem Titel "Juwelen am Nachthimmel" das Planetarium in traditioneller Art und Weise genutzt, um den Sternhimmel zu zeigen und zu erklären. Dabei wurden in der jeweiligen Himmelsregion immer wieder ausgewählte Aufnahmen verschiedener Objekte von den anwesendenden Astrofotografen eingespielt. So kamen auch die Bilder von Jürgen Beisser (IC405 und IC410 - Foto des Monats Februar bei der AVL, M45 - Plejaden) zum Zuge. Aber auch Bildbeispiele von mir wurde präsentiert und kamen an der Planetariumskuppel schön zur Geltung. So wurden die Milchstraßenaufnahme des Südsternhimmels von La Réunion und der Komet Lovejoy mittels Projektor an die Kuppel geworfen. Es gab noch viele weitere Bilder zu sehen, bis der Abend beim nahegelegenen Italiener nett ausklang. So konnten wir beim Essen den schönen Tag mit seinen vielen Eindrücken noch einmal Revue passieren lassen, bevor es frisch aufgeladen mit dem Tesla von Jens Zippel wieder nach Hause ging.
Einen ausführlicheren Bericht kann man in der nächsten HiPo (Ausgabe 59) nachlesen.
Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken