Am 28. November 2015 war es endlich soweit: der langgehegte Wunsch von Klaus-Dieter Uhden (kurz: KDU) ging mit dem Schroeter-Teleskop-Nachbau, rund 15 Jahre nach der ursprünglichen Idee, in Erfüllung und wurde entsprechend gefeiert.
Dass die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) ebenfalls vor etwas über 15 Jahren gegründet wurde, ist dabei kein Zufall. Schließlich waren die Gründer, zu denen Klaus-Dieter Uhden damals auch gehörte, u.a. einmal angetreten den 27-Füßer des Amtmanns und Astronoms Schroeters irgendwann wieder Wirklichkeit werden zu lassen. Zwei weitere AVL-Mitglieder aus den Gründungszeiten halfen deshalb u.a. auch tatkräftig bei der Planung und Umsetzung mit: Hans Leue, der an der Konstruktion und dem Aufbau maßgeblich beteiligt war, und Helmut Minkus, der alle CAD-Zeichnungen penibel anfertigte. Deshalb ist dieses Ziel auch fester Bestandteil der AVL-Vereinssatzung geworden, wenn dies auch in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geriet, da es um das Telescopium-Projekt stiller geworden war. Mehrere Pläne mussten immer wieder stark verändert werden, da die notwendigen Gelder sich einfach nicht auftreiben ließen. So blieb am Ende der wichtigste Bestandteil der ursprünglichen Planung übrig: der Wiederaufbau des Originalteleskops von Johann Hieronymus Schroeter, der nun gegenüber dem Borgfelder Landhaus im Eingangsbereich zu Lilienthal im neuen Glanz erstrahlt.
Die AVL wird ein wichtiger Kooperationspartner des Telescopiums sein, da neben Kindern und Jugendlichen auch Hobbyastronomen das Teleskop zukünftig besichtigen werden. Dafür braucht es dann auch den entsprechenden Fachbeistand, den die AVL soweit notwendig auch geben kann. Schließlich beschäftigt sich die AVL in ihren jeweiligen Fachgruppen seit Jahren sehr intensiv mit dem Kosmos, der praktischen Astronomie, Beobachtungen von Himmelsobjekten und der Astrofotografie, so dass inzwischen einiges Expertenwissen vorhanden ist. Reguläre Führungen und die Organisation der Besichtigungstermien werden aber von der machtWissen.de AG durchgeführt, die sich professionelles Event-Management auf die Fahne geschrieben hat. Die AVL wird daher nur so viel zum Telescopium beitragen, soweit dies mit ihrer Vereinsstruktur auf ehrenamtlicher Basis möglich ist.
Die Einweihung selbst fand am 28. November im festlichen Rahmen im Borgfelder Landhaus statt, nachdem man das Telescopium ausgiebig bewundert hatte. Die Brennweite von ca. 8 m, bei einem Spiegeldurchmesser von 51 cm kann sich auch heute noch sehen lassen und erzeugte im frühen 19. Jahrhundert ein weltweites Echo. Schließlich baute Schroeter die größte Sternwarte des europäischen Festlandes in Lilienthal auf und konnte so zahlreiche prominente Gäste bei sich begrüßen. So kamen u.a. Schrader, Olbers und von Zach zu Besuch, um mit Schoeter über die Astronomie zu diskutieren und mit ihm nach neuen Himmelsobjekten Ausschau zu halten. Mit ihnen gründete er 1800 in Lilienthal die Astronomische Gesellschaft, um die Verbreitung von Wissen zu fördern. Weiterhin organisierte er mit von Zach die sog. Himmelspolizey, dessen Namen auch die AVL-Vereinszeitung mit gutem Grund trägt, für die gezielte Suche nach einem vermuteten Planeten zwischen Mars- und Jupiterbahn. Auch heutzutage machte der Sternwartenbau noch einen erheblichen Eindruck auf die teilnehmenden Gäste, die in ca.7 m Höhe auf der Plattform einen recht schönen Blick über die Umgebung schweifen lassen konnten. Durch die Teleskopoptik hingegen, war bisher kein Blick möglich, da diese noch justiert werden muss. Das soll aber in den kommenden Tagen und Wochen nachgeholt werden, so dass neben Mond, Planeten und hellen Deep-Sky-Objekten auch die Sonne mittels entsprechender Filter beobachtet werden kann.
Sogar der deutsche Astronaut Thomas Reiter, heute ESA-Direktor für "Bemannte Raumfahrt und Betrieb", ließ es sich nicht nehmen, bei der Einweihung dabei zu sein. In seiner Festrede ging er auf seine eigene Weltraummission im Jahre 2006 ein und gab einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben der ESA, die zukünftig wieder zum Mond gelangen wollen - dem Himmelsobjekt, welches auch J.H. Schroeter am meisten erforscht hatte. Aber auch die AVL kam durch Gerald Willems zu Wort, der auf die ursprüngliche Entstehung der Vereinigung einging und auf die kommende Kooperation Bezug nahm. Ein weiterer Fachbeitrag kam von der "Vereinigung der Sternfreunde" (VdS), die darauf hinwiesen, welche Probleme durch die Lichtverschmutzung heute Mensch und Umwelt zu bewältigen haben. Dies wird sicherlich auch am Ortseingang von Lilienthal zu Sichtbeeinträchtigungen führen, da am Standort des Telescopiums die Straßen und Häuser hell erleuchtet sind. Daher wird man sich wohl ausschließlich auf helle Objekte des Sternenhimmels konzentrieren müssen.
Buten & Binnen berichtete ebenfalls über die Fertigstellung. Der Bericht kann durch Anklicken des unteren Bildes angesehen werden:
Klaus-Dieter Uhden hat sich mit der Fertigstellung des Schroeter-Teleskops wohl endgültig ein Denkmal in Lilienthal gesetzt und konnte stolz auf sein Lebenswerk blicken, welches einst mit der Gründung der AVL begann. Er betonte in seiner Rede, dass das Telescopium ein Lernort für Kinder und Jugendliche sein wird, man die Erinnerung an den Amtmann Schroeter so weiter wach halten kann und die Fernrohrtechnik der damaligen Zeit nun hinreichend dokumentiert ist. Man erhofft sich dadurch eine überregionale Attraktion geschaffen und die Achse historischer Teleskope vervollständigt zu haben. Denn schließlich kann man nun neben Birr Castle in Irland und Madrid in Spanien ein drittes historisches Teleskop in Lilienthal bestaunen. Es soll daher auch ein reger Wissensaustausch zwischen den Standorten angestrebt werden. Auf die AVL kommen daher noch spannende Zeiten zu...
Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken, Horst Schröter, Peter Kreuzberg