Der Astronomietag 2013 in Lilienthal mit VdS-Gästen
Der bundesweite Tag der Astronomie, fand am 16. März unter der Beteiligung der VdS-Vertreter Jens Bohle und Peter Riepe im Murkens Hof in Lilienthal statt. Der Tag stand dieses Jahr unter dem Motto "Vagabunden des Sonnensystems", womit Kometen gemeint sind, die immer wieder für visuelle Überraschungen gut sind. Leider nicht an diesem Abend, obwohl der 16. März mit gutem Grund ausgesucht wurde: aktuell besucht uns nämlich gerade der Komet PanSTARRS (C/2011 L4), der aber aufgrund der dichten Wolkendecke nicht gezeigt werden konnte. Zwar hatten einige AVL-Mitglieder ihr Teleskop-Equipment mitgebracht, um es auf dem nahegelegenen Schützenhof in Lilienthal aufbauen zu können, aber das Wetter machte einen klaren Strich durch diese Rechnung.
So konnte man sich ganz den Vorträgen widmen, die von Gerald Willems, Peter Riepe und Jens Bohle gehalten wurden. Dabei gab der erste Vorsitzende der AVL Gerald Willems eine kurze Einführung zu Kometen und zeigte auch einige beeindruckende Bilder von vergangenen Schweifen. Neben PanSTARRS, der am 16. März seine beste Sichtbarkeit erreicht hatte und nun immer schwächer wird, machte er auf den kommenden Kometen ISON aufmerksam. Dieser soll wesentlich spektakulärer als PanSTARRS werden und evtl. sogar eine Vollmond-ähnliche Helligkeit einnehmen. Man spricht bereits von einem Jahrhundertkometen, der da auf uns zukommt. Allerdings kann man Kometen in der Regel nicht exakt genug voraussagen, da viele Ereignisse eintreten müssen, damit die optimale Sichtbarkeit erreicht werden kann.
Jens Bohle von der Fachgruppe "Deep-Sky-Beobachtung" zeigte eindrucksvoll an diesem Abend wozu Amateure imstande sind, wenn sie eigene Teleskope bauen und auf den besten Himmel warten, um das Seeing optimal ausnutzen zu können. Er zeigte eindrucksvolle Bilder selbstgebauter Teleskope, die man nur noch mit der Leiter erreichen konnte. Schließlich zählt bei der visuellen Beobachtung die Öffnung des Teleskops und damit seine Lichtempfindlichkeit - je mehr, desto besser. Allerdings muss auch das Wetter mitspielen, was in Deutschland oftmals problematisch ist. Er selbst habe deshalb nicht mehr zu Hause auf optimales Seeing warten wollen, weshalb er sein Teleskop kurzerhand auf die Kanaren schaffte. Visuelle Beobachter seien eben aus einem etwas anderem Holz geschnitzt, als die Astrofotografen: "wer bei -15 Grad mehrere Stunden in seinem Garten sitzt, um die Sterne zu beobachten, während die Astrofotografen längst gemütlich bei einem Glas Wein im Wohnzimmer sitzen, muss Ausdauer haben", wie Jens Bohle meinte. Die Objekte des Himmels mit den eigenen Augen zu sehen, sei nun einmal unvergleichlich.
Peter Riepe, langjähriger Leiter der Fachgruppe "Astrofotografie", stellte die "Vereinigung der Sternfreunde" (VdS) mit den jeweiligen Arbeitsgruppen vor, bevor er zur Astrofotografie überleitete. Durch die heutige Digitaltechnik sei es den Amateuren heute möglich geworden, Fotos zu machen, die früher nur den großen Sternwarten vorbehalten waren. Da das Auge in der Dunkelheit lichtunempfindlich ist, kann eine mehrstündig belichtete Aufnahme ganz andere Details offenbaren. Zudem bietet die Astrofotografie die Möglichkeit sich mit anderen Sternenfreunden über das Internet auszutauschen. Durch eine sehr aktive Mailingliste der Arbeitsgruppe werden so Ergebnisse präsentiert, diskutiert und analysiert sowie Verbesserungsvorschläge gemacht. Sogar die Zusammenarbeit mit den Profiastronomen wird angestrebt, da Hobbyastronomen beliebig oft ihr Equipment nutzen können und auch eine größere Anzahl stellen. Den Nachteil eines Wissenschaftlers, der bei den großen Observatorien nur ein gewisses Zeitfenster für sich anmelden kann, haben sie nicht. Deshalb besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum, indem die Hobby-Astronomen ferne Galaxien ablichten und sie im Vorfeld auf sog. "Sternenstaub" untersuchen. Erst wenn sich der Verdacht erhärtet, dass es eine Wechselwirkung um die Galaxie herum mit Sternen gegeben haben könnte, wird die weitere Beobachtung den Profis überlassen. "So sind die Hobby-Astronomen heute oftmals der Wegbereiter für die Entwicklung von Modellvorstellungen, wie das Universum entstanden sein könnte", wie Peter Riepe anmerkte.
Im Anschluss an die Vorträge hätten die Besucher sicherlich gerne einen Blick durch die Teleskope der AVL geworfen. Leider war dies aufgrund des schlechten Wetters nicht möglich. Der Abend wurde trotzdem noch weiter in dem benachbarten Restaurant ausgebaut, wo noch bis spät in den Abend allerlei zum Thema "Astronomie" gefachsimpelt wurde. Man konnte daher, auch ohne die Möglichkeit einer Beobachtung, von einem rundum gelungenen Tag der Astronomie sprechen.
Autor: Dr. Kai-Oliver Detken
Fotos: Ute Spiecker