Der Astronomie und Techniktreff (ATT) knüpfte an alte Besucherzahlen an

Der Astronomie und Techniktreff (ATT) in Essen ist eine Messe, die speziell auf Amateurastronomen ausgerichtet ist. Sie ist die größte Veranstaltung dieser Art in Europa. Hier können sowohl die neuesten Teleskope mit beliebigem Zubehör, wie auch Gebraucht- und Selbstbauinstrumente bewundert sowie mit den Herstellern und erfahrenen Amateuren Erfahrungen austauscht werden. Die AVL war mit sechs Personen ebenfalls wieder auf der ATT  unterwegs und konnte das eine oder andere an Informationen oder kleinere Schnäppchen mit nach Lilienthal nehmen.

Nachdem man im letzten Jahr noch deutlich die Auswirkung der Corona-Pandemie spüren konnte, waren in diesem Jahr wieder deutlich mehr Aussteller und Besucher anwesend. Der Parkplatz war gut gefüllt, so dass die beiden Autos der AVL-Fahrer gerade noch einen Platz fanden, obwohl wir nur knapp 30 min nach dem Einlass in Essen eintrafen. Die Besucher verteilten sich dann aber ausreichend auf dem großen Schulgelände des Gymnasiums am Stoppenberg, so dass man jeden Stand bequem ansteuern konnte.

Im großen Ausstellungsraum der Messe starteten wir und kamen von dort auch erst einmal nicht mehr weg. Denn beim Stand von der Astrofarm ATHOS, bei dem wir mit Kai v. Schauroth sprachen, herrschte reger Andrang und wir trafen dort auf weitere bekannte Gesichter aus der Astroszene. Hier erfuhren wir, dass es aktuell leider keine Direktflüge von Deutschland nach La Palma mehr gibt, da die Insel nach dem Vulkanausbruch nach wie vor touristisch am Boden liegt. Die Astrofans hält das aber laut Kai v. Schauroth nicht davon ab zu buchen, so dass er ab diesem Jahr wieder gut ausgelastet ist. Das Equipment vor Ort wurde ebenfalls weiter verbessert soweit das noch möglich war, da u.a. weitere 10Micron GM1000-Montierungen angeschafft wurden. So kann man auf ATHOS nicht nur einen sehr guten Sternenhimmel bewundern, sondern diesen mit qualitativ sehr guten Gerätschaften optimal erkunden.

Auch der Stand des österreichischen Herstellers Teleskop-Austria Lacerta  war wie gewohnt in der Haupthalle vertreten und gut besucht. Die Betreuer hatten alle Hände voll zu tun, wie man auf der Abbildung 3 erahnen kann. Der Autoguider M-GEN3 [5] und der Foto-Newton von Lacerta standen dabei hauptsächlich im Fokus. Beides sind bewährte Produkte, die sich bei Astrofotografen hoher Beliebtheit erfreuen. Ein neuer hochwertiger Refraktor für unterwegs wurde ebenfalls präsentiert: der farbreine Quadruplet APO 80/500 mit verschraubtem Fullframe-Flatfield-Korrektor und einem Arbeitsabstand von 64 mm. Für den Feldeinsatz wurde auch die neue Powerbank von Omegon vorgestellt, die eine große Kapazität von 144 Wh und drei USB-Anschlüssen sowie einer 12V-Zigarettenzünder-Buchse besitzt.

Ebenfalls in der großen Halle waren Celestron und Baader vertreten. Celestron präsentierte wieder seine traditionellen Schmidt-Cassegrain-Teleskope EdgeHD, zeigte aber auch einige RASA-Geräte, die ausschließlich für die Astrofotografie hergestellt werden. Celestron präsentierte allerdings auch eine Reihe von Neuerungen. So ermöglicht der StarSense Autoguider gleichermaßen Einnordung, Alignment und Guiding. Die eingebaute Kamera richtet das Teleskop in ca. drei Minuten auf den Nachthimmel aus, ohne dass der Benutzer eingreifen muss. Zusätzlich kann die CPWI-Software zum Einsatz kommen, die ursprünglich von PlaneWave Instruments entwickelt wurde und nun ausschließlich für Celestron zur Verfügung steht. Alle Celestron-Montierungen können darüber gesteuert werden. Weitere Neuerungen bei Celestron waren die eine intelligente Tauschutz-Steuerung. Sie kann autonom im Standalone-Betrieb, mit dem Handcontroller einer Celestron-Montierung oder der CPWI-Software über einen PC genutzt werden. Dafür ist ein Tauschutz-Heizring für die SC-Teleskope von Celestron verfügbar.

Am Stand von 10Micron konnten sich hingegen die Besucher zeigen lassen, was eine GM3000-Montierung tragen kann. Sie kann eine Zuladung von bis zu 100 kg hochpräzise nachführen und eignet sich aufgrund ihrer Nachführgenauigkeit von 1“ optimal für Astrofotografie. Absolut-Encoder auf beiden Achsen erfassen die Position auch bei manueller Verstellung. Durch das integrierte Pointing-Modell und die Nachführgenauigkeit ist kein Autoguiding mehr notwendig. Das erleichtert besonders bei Remote-Sternwarten den Betrieb deutlich.

Teleskop-Service Ransburg war ebenfalls traditionell auf der ATT vertreten. Aber wie schon in den letzten Jahren vor Corona war der Stand sehr übersichtlich. Es wurden nur aktuelle Neuheiten ausgestellt und keine Zubehörteile mehr angeboten. Präsentiert wurden die neuen Harmonic-Drive-Montierungen von ZWOptical und iOptron. Harmonic Drive ist ein Getriebe mit einem elastischen Übertragungselement, das sich durch hohe Übersetzung und Steifigkeit auszeichnet. Es wird verstärkt in Industrierobotern eingesetzt und wurde seit ein paar Jahren für die Astronomie entdeckt. Ein Ausbalancieren ist nicht mehr notwendig. Der periodische Fehler liegt allerdings bei diesen Montierungstypen höher, als bei traditionellen deutschen Montierungen. Weiterhin stellte TS neue Refraktoren aus, die auf der Sharpstar-Serie basieren, und die Kameras 533CP und 2600CP, die auf dem Hersteller ToupTek basieren.

Auf dem Innenhof gab es mehrere Sonnenteleskope von Coronado oder LUNT zu sehen, die bei herrlichem Frühlingswetter einen Blick auf die Protuberanzen im Hα-Spektrum zuließen. Ebenfalls zu bestaunen war das Schülerprojekt R.A.M.O.T.S. der Teleskop-Teens-Truppe von der Bodensee-Sternwarte, welches sich regem Zulauf erfreute. Das selbstgebaute Trackingteleskop aus Holz, dass 250 kg wiegt und auf einem Anhänger montiert ist, kann mittels Joystick gesteuert werden und besitzt einen 16“-Spiegel. Es werden laufend Verbesserungen eingearbeitet. Durch zwei Reiff-Preise konnten dafür auch die nötigen Gelder gewonnen werden.

Ebenfalls einen hohen Andrang konnte man an den Ständen der Vereinigung der Sternfreunde und der Astrofarm Kiripotib aus Namibia verzeichnen. Auf Kiripotib wurden für dieses Jahr das Equipment teilweise erneuert, da die Teleskope und Montierungen vor Ort teilweise in die Jahre gekommen waren. Auch ein Remote-Observatorium befindet sich im Aufbau. Parallel zur ATT richtete Frank Sackenheim gerade das neue Equipment auf Kiripotib neu ein, so dass Rolf Scheffer ein erstes Testbild des Eta-Carina-Nebels vom neuen Esprit-Refraktor präsentieren konnte.

Die ATT bot mal wieder eine ähnliche Vielfalt wie vor der Corona-Pandemie auf. Es war daher mal wieder schön, viele bekannte Gesichter auf der ATT zu sehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und die AVL-Teilnehmer hatten trotzdem die ein oder andere kleine Anschaffung tätigen können. So fuhr mal wieder niemand unzufrieden nach Hause.

Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Torsten Lietz und Dr. Kai-Oliver Detken

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