Erneuter Besuch der Hamburger Sternwarte in Bergedorf

Als letztes Ausflugsziel auf dem AVL-Programm stand dieses Jahr der Besuch der Hamburger Sternwarte in Bergedorf auf der Liste. Diese bietet ein Ensemble von neobarocken Kuppelbauten an und ist seit dem Jahr 2011 allgemein für Besucher zugänglich. Die Möglichkeit eines Besuchs nahm die AVL daher in der Vergangenheit auch bereits zweimal wahr, so dass es nicht verwunderte, dass dieses Mal die Resonanz nicht so groß ausfiel. Da der Besuch in diesem Jahr in Kooperation mit der Olbers-Gesellschaft geplant wurde, war das aber kein Problem, so dass trotzdem eine ausreichend große Besuchergruppe zusammenkam. Die Führung wurde dabei durch zwei alte Bekannt der AVL durchgeführt: David Walker und Carsten Busch.

Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf ist eine von der Universität Hamburg betriebene historische Forschungssternwarte. Das heißt, es wird hier nicht nur funktionstüchtige Präzisionsmechanik des letzten Jahrhunderts präsentiert, sondern auch noch richtig Forschung betrieben. Sechs Professoren sind hier immer noch tätig, die in sechs Forschungsfelder (u.a. Exoplaneten, Radioastronomie, Spektrokospie) arbeiten. Auch in der Beobachtung (Spektroskopie) wird noch ein Teleskop für die Forschung verwendet. Dies ist aber aufgrund der Lichtverschmutzung bereits nach 1945 auch nicht mehr anders möglich. Früher wurden hier umfangreiche Sternkataloge mittels Astrofotografie zusammengestellt, darunter auch der bekannte AGK2-Katalog mit ca. 200.000 Fixsternen. Auch die physikalischen Eigenschaften von Sternen wurde untersucht. Walter Baade, ein bekannter deutscher Astronom und Astrophysiker, führte in seinen Jahren an der Hamburger Sternwarte Untersuchungen der Sternverteilungen in der Milchstraße und anderen Galaxien durch. Heute werden hauptsächlich Studenten hier ausgebildet. 

Unsere Besuchergruppe konnte im Hamburger Dauerregen folgende Sternwarten besichtigen:

a. Den Schutzbau des Meridiankreises zur Messung von Sternörtern  

b. Das 1-Meter-Spiegelteleskop von der Firma Carl Zeiss mit 3 m Brennweite

c. Das Oskar-Lühning-Teleskop mit 15,6 m Brennweite

d. Der Äquatorial-Refraktor mit 26 cm Öffnung und 3 m Brennweite 

Der Große Refraktor neben dem Hauptgebäude, mit einer Brennweite von 9 m, konnte leider nicht besichtigt werden. Er bzw. das Gebäude wird zurzeit restauriert, weshalb ein Zutritt nicht möglich war. Er zählt nach wie vor zu den größten Refraktoren Deutschlands und wurde 1911 in Betrieb genommen.

Nach den Besichtigungen gab es einen abschließenden Vortrag von David Walker zu Einsteins Gravitation bzw. zur Erklärung eines gekrümmten Raumes. Dieser fand in der alten Bibliothek im Hauptgebäude statt, die sehr beeindruckend ist und alle wichtigsten astronomischen Veröffentlichungen der letzten 200 Jahre enthalten soll. Hier befindet sich auch das Schmidt-Museum im Keller, welches auch einen von ihm selbst konstruierten ersten Schmidt-Spiegel enthält.

Nach dem Vortrag ging es wieder in Richtung Bremen zurück. Trotz des schlechten Wetters konnte man einige interessante Anekdoten und Informationen rund um die Astronomie mitnehmen, so dass der Tag gut investiert war. Die Hamburger Sternwarte Bergedorf ist in jedem Fall eine oder mehrere Besichtigungen wert. Besonders interessant dürfte es sein, wenn zu öffentlichen Beobachtungen aufgerufen wird und der Himmel entsprechend klar ist. Dann können verschiedene Spiegel- und Refraktoren-Teleskope mit verschiedenen Brennweiten und Optiken nach Herzenslust ausprobiert werden. Fast so, als wenn die AVL zu einer Nacht der Teleskope aufruft, nur mit etwas anderen Geräten.

Mehr zu unserem Bergedorfer Besuch, kann in der nächsten HiPo-Ausgabe Nr. 53 nachgelesen werden.  

Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)

Bilder: Holger Voigt (Olbers), Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)  

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