33. ATT in Essen: mit neuem Aussteller- und Besucherrekord

Am 13. Mai fand in Essen die bisher größte ATT-Messe statt, was sowohl die Teilnehmer- als auch die Ausstelleranzahl betraf. Und auch die AVL war mit sieben Teilnehmern vor Ort, um sich rund über das Hobby Astronomie  zu informieren und die neusten Highlights zu entdecken. Zusätzlich wurden einige Vorträge angeboten, die inzwischen einen immer größeren Raum einnehmen, teilweise aber leider parallel stattfanden. Alle AVL-Teilnehmer waren sich trotzdem einig, dass die Messe sehr interessant war und sich der Besuch in jedem Fall gelohnt hatte. In der nächsten HiPo Nr. 51 wird es daher einen ausführlichen Bericht über die ATT geben, während hier schon mal die Höhepunkte zusammengefasst werden.

Die große Messehalle bot auch in diesem Jahr wieder die Hauptstände von Baader, Celestron (http://www.baader-planetarium.de) & Co. an, die auch zuerst besucht wurden. Meade, als zweiter großer amerikanischer Teleskop-Hersteller, war dabei leider wieder nicht aufzufinden. Als Neuheiten wurden Astrographen und HyperStar-Aufsätze gezeigt, was klar die Astrofotographen ansprechen sollte. Die gute Qualität der Kollimation von Baader hat sich dabei inzwischen auch bei Celestron USA herumgesprochen, weshalb die Geräte vorab zur Neujustierung inzwischen nach Deutschland geschickt werden. Eine Verbesserung für das Scharfstellen den HyperStar-Korrektor kann durch den Austausch des Justierknopfs an der Schmidt-Platte mittels feinerer Untersetzung (1:10) erfolgen, wie am Stand zu erfahren war. 

Danach ging es weiter zum ATIK-Stand (https://www.atik-cameras.com), um sich über CCD-Kameras ausgiebig zu informieren. Dabei stand die 400er Serie im Vordergrund, die durch ihre schlanke Bauweise hervorragend an das HyperStar passen würde. Baader empfiehlt diese Baureihe hierfür explizit, weil keinerlei Abschattung zustande kommt: durch die zylindrische Bauform „verschwindet“ die Kamera quasi hinter dem HyperStar-Ansatz. Welche Kamera (s/w oder Farbe) letztendlich in Frage kommt aus der Baureihe, muss man weiter diskutieren.

Nachdem Teleskop Service Ransburg (http://www.teleskop-express.de) im letzten Jahr fehlte, war man dieses Jahr mit einem kleineren Stand wieder vor Ort. Hier informierte ich mich über den Einsatz eines Off Axis Guider (OAG) für meinen Baader Alan Gee Telekompressor am C11, da aktuell bei langer Brennweite noch kein Autoguiding von mir verwendet wird. Alternativ kann man auch ein zusätzliches Leitrohr einsetzen, was aber bislang keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht hatte. Auch TS empfahl einen OAG, wobei hier der Abstand zur Kamera beachtet werden muss: je kleiner der Abstand ist, desto instabiler wird der OAG. Bei TS konnte man auch eine Reihe von High-end Astrographen von Veloce (http://www.officinastellare.com) mit einem Öffnungsverhältnissen von 1/3 bewundern. Der kleinste besaß eine Brennweite von 600 mm, hatte ein bereits korrigiertes Bildfeld und einen großen Backfokus von 65 mm. Zusätzlich wurden diverse APO-Refraktoren mit eingebauten Flattner mit einer Lichtstärke von f5 präsentiert. Auch eine neuartige Peltier-Kühlung von Geoptik (http://www.geoptik.com) für EOS-Kameras wurde ebenfalls vorgestellt. Dadurch konnten wieder neue Ideen für das Hobby gewonnen werden.

Am Stand von LUNT (https://luntsolarsystems.com) wurde sich über ein Herschelkeil für die Sonnenbeobachtung im Weißlicht informiert. Hierbei ist ein ND3-Filter in jedem Fall notwendig, da ansonsten Aufnahmen zu hell werden würden. Herschelkeile sollen einen besseren Kontrast ermöglichen, als herkömmliche Sonnenfilterfolien, weshalb sie alternativ zum Einsatz kommen. Alle Sonnenenergie wird dabei im Herschelkeil selbst abgefangen und auf ein Metallplättchen geleitet. Verbrennungen muss man hierbei nicht befürchten, falls man einmal aus Versehen dort anfassen sollte.

Die österreichische Firma Lacerta (https://teleskop-austria.at) aus Wien war ebenfalls anwesend und hat gerade mit der Auslieferung des M-GEN-Autoguiders zu kämpfen, da sich dieser in Japan zum Verkaufsschlager entwickelt hat. Lacerta stellte auf Basis des M-GEN-Gehäuses einen neuen Auto-Fokussierer mit Temperaturüberwachung vor: MotorFocusLA. Dieser kann auch mittels M-GEN kombiniert werden, so dass eine Nachtaufnahme automatisiert werden kann.

Neben technischen Lösungen werden auf der ATT auch immer Astroreisen angeboten, die verschiedene Veranstalter im Portfolio haben. So bietet ATHOS auf La Palma (http://athos.org) seit Dezember 2016 eigene Sternwarten bzw. ein Gelände mit Übernachtungsmöglichkeiten als Astrourlaub an. Ein erster schöner Erfahrungsbericht war in Abenteuer Astronomie bereits nachzulesen. Wenn es einen zur Südhalbkugel hinzieht, muss man allerdings weiter reisen. Hier steht Namibia auf der Wunschliste vieler Astronomen auf dem ersten Platz. Die Astrofarm Kiripotib (http://www.astro-namibia.com) ist beispielsweise sehr beliebt. Dabei wirbt der Veranstalter mit hoher Partnertauglichkeit. Der SoFi-Veranstalter Eclipse-Reisen (http://eclipse-reisen.de) bietet hingegen nicht, wie der Name vermuten lässt, nur SoFi-Reisen an, sondern auch Polarlichtausflüge. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, weil im Jahr 2018 keine SoFi wirklich gut beobachtet werden kann. 

Ebenfalls zum ATT-Inventar gehört inzwischen Sandor Cuzdi (http://www.bmp-profi.de/Cuzdi-Maske). Der pfiffige Entwickler bot wieder seine Cuzdi-Masken an (siehe Abbildung 9), die wesentlich genauer als eine vergleichbare Bahtinov-Maske arbeiten - speziell bei kleineren Brennweiten. Dies liegt an einem anderen Muster bei der Fertigung, die genau auf das jeweilige Objektiv gerechnet wird. 

Bei den vielen interessanten Ständen blieben die Vorträge etwas auf  der Strecke. Trotzdem wurde eine Präsentation zu astronomischen Zeitrafferaufnahmen von Bernd Pröschold (http://www.sternstunden.net) besucht. Dieser reist bereits seit über 15 Jahren in entlegene Landschaften, um solche Aufnahmen zu erstellen. Wie gut er dies beherrscht, wurde durch verschiedene Reisen nach Namibia, Chile, Norwegen, La Palma und den Alpen eindrucksvoll belegt.

Mit vielen neuen Eindrücken bestieg man um 17 Uhr wieder das Auto, um den Heimweg anzutreten. Alle Informationen wurden auf der Rückfahrt ausgetauscht und noch einmal diskutiert. So kam keine Langeweile auf. Insgesamt raste die Zeit während und nach der Messe eigentlich nur so dahin, so dass man sich eigentlich bereits wieder auf die nächste ATT freuen kann. Das Datum dazu steht auch bereits fest und wurde von dem einen oder anderen Sternfreund bereits in den Kalender eingetragen: 05. Mai 2018.

Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken  

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