Die ATT-Messe (http://www.att-essen.de) fand nun bereits zum 32. Mal in Essen statt. Auch dieses Jahr wieder im Gymnasium am Stoppenberg. Es ist laut der Organisatoren die größte Veranstaltung in Europa dieser Art, was zutreffend ist, wenn man die vielen Privatanbieter mit einbezieht. Man kann daher eine Menge Inspiration für sein Hobby Astronomie mitnehmen, weshalb ein Besuch sich immer wieder lohnt, wie ich finde. Von der AVL machten sich dieses Jahr Ulrich von Söhnen, Jürgen Beisser und meine Wenigkeit auf den Weg nach Essen. Dieser Kurzbericht gibt einen Ausschnitt der eigenen Eindrücke wider. Ausführlicher wird in der kommenden HiPo (Heft 47) auf die ATT eingegangen werden.
Dabei stand die diesjährige Messe zuerst unter keinem guten Stern. Denn die großen Anbieter Astroshop und Teleskop-Service hatten im Vorfeld ihre Beteiligung abgesagt. Trotzdem war die Messe von Anfang an gut besucht, wie die traditionell lange Schlange am Eingang bis 10:30 Uhr aussagte. Auch drinnen ging es wie gewohnt sehr umtriebig zu. Es dauerte eine Zeitlang bis sich die Massen vom Eingang in dem Rundgang verteilt hatten. Dann konnte man aber in Ruhe von Raum zu Raum gehen und die mitgebrachten Teleskope, Spektive, Fernrohre, Adapterhülsen, Bücher etc. der Anbieter ausgiebig begutachten. Den großen Andrang hatten die Veranstalter übrigens dieses Jahr organisatorisch besser bewältigen können, als noch im letzten Jahr, da man einen großen Parkplatz in der Nähe des Veranstaltungsortes mit anbot. Dadurch gab es wesentlich weniger Falschparker, die während der Messe ausgerufen wurden oder nach der Messe ihr Auto vermissten.
Vertreten waren auch wieder verschiedene Astrofarm-Vertreter, die traditionell auf der ATT für Teilnehmer werben. Die Kiripotib-Farm aus Namibia (http://www.astro-namibia.com) ist im Grunde jedes Jahr dabei und wirbt mit ihrem Stand für die guten Bedingungen in Südafrika. Ähnlich wirbt die neue Astrofarm Athos auf La Palma (http://www.athos.org) für neue Kunden. Diese wird im Dezember 2016 ihre Pforten öffnen und hatte auf der ATT ihren ersten Katalog fertiggestellt, indem die 100 wichtigsten Instrumente und Zubehörartikel abgebildet und beschrieben waren. Durch die geringere Flugzeit gegenüber Namibia, ist La Palma gerade für einen Familienurlaub eine interessante Alternative. Der Himmel dürfte jedenfalls gleichwertig sein, da es auf La Palma seit 1988 eine strenge Verordnung gegen Lichtverschmutzung gibt.
Große Aufmerksamkeit hatte erneut der Stand von Sandor Cuzdi, der die Cuzdi-Maske (http://www.bmp-profi.de/Cuzdi-Maske) wieder vorführte und sie mit der Bahtinov-Maske verglich. Er erkundigte sich dann auch gleich nach meiner Zufriedenheit, da ich diese Maske letztes Jahr nach der ATT von ihm anfertigen ließ und seit einem Jahr im Einsatz habe. Ich konnte nichts negatives berichten, was ihn sichtlich erfreute.
Der italienische Hersteller Avalon (http://www.avalon-instruments.com) war ebenfalls wieder angereist und zeigte seine M-Zero- und Linear-Montierungen. Die Verarbeitungsqualität ist dabei ohne Fehl und Tadel. Besonders hervorgehoben wurde auch dieses Jahr die Steuerung mittels Smartphone, die über die App SkySafari Pro einfach vorgenommen werden kann. Speziell bei der M-Zero-Montierung ist dies von Vorteil, weil diese reisetauglich ist und man im Feld sein Smartphone gut nutzen kann. Die Remote-Sternwarte Merlino PRO war ein weiteres Highlight des Herstellers. Diese kann man dort aufstellen, wo der Himmel eine entsprechende Qualität bietet, und komplett fernsteuern. Sie lässt sich natürlich auch als kleine Gartensternwarte nutzen. Eine Baugenehmigung im eigenen Garten ist dafür nicht erforderlich.
Der Hersteller Celestron (http://www.celestron-deutschland.de) war natürlich auch wieder mit seinen C11- und C14-Teleskopen im Hauptsaal eindrucksvoll vertreten. Dabei stand einmal mehr die FastStar-Möglichkeit im Vordergrund, die aus einem SC-Teleskop eine Schmidt-Kamera macht. Nebenbei gab es am Stand auch noch ein paar Tipps zur Reinigung der Schmidt-Platte, die durch die Benutzung mit der Zeit durch Pollen und Staub verdreckt. Diese kann einfach mit der Reinigungsflüssigkeit "Optical Wonder" von Baader bestäubt und mit einem Mikrofasertuch abgewischt werden. Der Vorteil der Flüssigkeit liegt in der Rückstandsfreiheit und die geringe Aggressivität gegenüber Plastikteilen. Die Oberfläche wird ohne Kratzer gereinigt, was auch durch Celestron empfohlen und selbst so eingesetzt wird. Diese Flüssigkeit lässt sich natürlich auch für Okulare, Refraktoren oder Spiegel einsetzen.
Dieses Jahr wurden noch mehr Vorträge angeboten, als in den Vorjahren. Parallel zu dem normalen Veranstaltungsprogramm berichtete Baader Planetarium über "das Licht der Sterne" und das "Celestron 14 EDGE-HD Teleskop". Letzteren Vortrag besuchte die kleine AVL-Delegation denn auch, um sich über die Möglichkeiten eines Astrografen mit Vollformat-Anspruch zu informieren. Christoph Kaltseis aus Österreich stellte seine Ergebnisse und Erfahrungen vor, die er mit dem fotografisch korrigiertem Teleskop erreicht hat.
An dem Stand von 10Micron (http://www.10micron.de) konnte man High-Tech-Montierungen "Made in Germany" begutachten. Dabei machten auch die aufgesattelten Teleskope (u.a. ein TEC-Refraktor mit 980 mm Brennweite) eine gute Figur. Zum Einsatz kam beim TEC APO140ED dabei auch der bekannte Feather-Touch-Auszug, der eine ganz genaue Fokussierung ermöglicht. Die Leichtgängigkeit bei der Fokussierung machte eine außerordentlich guten Eindruck. Die Montierungen selbst ermöglichen mittels Absolut-Encodern in beiden Achsen eine Nachführgenauigkeit von unter einer Bogensekunde. Dadurch ist kein Autoguiding mehr notwendig.
Bei der Firma Lunt (https://luntsolarsystems.eu) haben wir uns die H-Alpha-Teleskope angesehen. Hier gibt es inzwischen auch eine recht große Auswahl. Coronado war, wie auch Meade, auch dieses Jahr nicht vertreten. Der Hersteller Lunt bietet die Erweiterung bestehender Refraktoren zwar an, rät aber davon ab. Denn der Hersteller bietet bereits Refraktoren mit integriertem H-Alpha-Filter an, die preislich günstiger liegen. Durch einen Double-Stack-Etalon-Filter kann man die Halbwertsbreite von <0,75 auf <0,55 Ångström sogar noch weiter herabsetzen und erhält noch mehr Kontrast.
Im letzten Vortrag des offiziellen Programms berichtete Martin Pätzold von der Universität Köln über die Raumsonde "New Horizons", der an dem Zwergplaneten Pluto im Juli 2015 sehr nahe vorbeigeflogen ist und dabei jede Menge Aufnahmen und Untersuchen durchgeführt hat. Dabei sind so große Datenmengen entstanden, so dass die Raumsonde immer noch sendet und die Auswertungen noch nicht abgeschlossen wurde. Es wurden keine Staubringe oder weitere Monde entdeckt. Es ist nach dem Vorbeiflug noch nicht klar, welchen Weg "New Horizons" jetzt einschlagen wird. Mehrere Alternativen werden aktuell diskutiert, da die Raumsonde weiter einsatzfähig ist. Es darf also weiter auf spannendes Material gewartet werden.
Danach ging es wieder zurück nach Bremen. Der Wissensdurst war für das erste gestillt. Bis zur nächsten ATT werden aber sicherlich wieder neue Fragen aufkommen. Von daher ist das Motto der meisten Besucher einhellig: nach der ATT ist vor der ATT.
Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken