6. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen (NTP) in Bremervörde
Am 19. Januar fand in Bremervörde zum bereits sechsten Mal die Norddeutsche Tagung der Planetenfotografie (NTP) statt. Und obwohl die Planeten in den letzten Jahren alles andere als hoch am Himmel standen, musste der Veranstalter Dr. Michael Schröder die Tagung auf 40 Teilnehmer begrenzen. Es hätten ansonsten noch weitere Interessenten den Weg auf sich genommen. Das Interesse an Mond- und Planetenaufnahmen ist daher ungebrochen und lockte auch bekannte Hobbyastronomen wie Dr. Mario Weigand (Redakteur von Abenteuer Astronomie), Torsten Edelmann (Entwickler von FireCapture) und Rainer Sparenberg (VdS) nach Bremervörde. Aber auch die AVL war wieder zahlreich vertreten und konnte auch einen Vortrag zur atmosphärische Dispersion beisteuern.
Begonnen wurde traditionell mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Dabei kam heraus, dass viele Planetenfans ein C14-Teleskop von Celestron ihr eigen nennen. Einige besitzen Sternwarten im Garten oder bauen sogar ihre eigenen Optiken. Auch lassen sich viele Teilnehmer trotz der schlechten Bedingungen in Deutschland für Planeten nicht von ihrem Hobby abbringen und nutzen die Zeit, um sich in der Bildbearbeitung zu verbessern oder wichen in südlichere Gefilde aus. Auch wurden teilweise weite Anreisen in Kauf genommen, um die Tagung zu besuchen, was für die Qualität der Veranstaltung spricht.
Danach ging es zum ersten Vortrag von Dr. Mario Weigand über, der Methoden der Bildverarbeitung zur Schärfung von Mond- und Planetenaufnahmen analysierte und erläuterte. Sein Arbeitsgerät ist ebenfalls ein C14-Teleskop. Dabei wurde allgemein festgestellt, dass die Qualität der Rohdaten die wichtigste Basis sind, da man unscharfe Bilder nicht mehr hübscher machen kann. Anhand von Photoshop, Fitswork und Registax wurde dann die Möglichkeiten der Bildschärfung ausführlich erläutert.
Im Anschluss an den Einführungsvortrag wurde über die atmosphärische Dispersion von Dr. Kai-Oliver Detken referiert. Dabei wurde auch auf geschichtliches eingegangen, denn das Grundproblem ist bereits 1869 von Sir George Biddell Airy beobachtet worden. Grundsätzlich entsteht die atmosphärische Dispersion dadurch, dass Licht sich in niedriger Horizontnähe durch mehrere Luftschichten hindurch seinen Weg zum Beobachter bahnen muss. Es wird dadurch mehrfach gebrochen. Diese Aufspaltung des Lichts führt zu einer ähnlichen Farbaufspaltung wie bei einem Prisma. Daher gestalten sich Beobachtungen oder Fotografien von Objekten in Horizontnähe oftmals schwierig. Zur Kompensation kann ein Atmosphärischer Dispersionskorrektor (ADC) verwendet werden, wie entsprechend erläutert wurde. Anschließend wurden einige Bildergebnisse aus den letzten Jahren präsentiert und Planeten-Aufnahmen von La Palma gezeigt, die bei einer AVL-Exkursion im September 2018 auf der Astrofarm ATHOS entstanden waren.
Wie man mit ungekühlten Planetenkameras auch andere Himmelsobjekte mit hoher Auflösung fotografieren kann berichtete danach Oliver Schneider. Er besitzt eine eigene Sternwarte in seinem Garten, ist aber auch mobil mit einem Takahashi-Epsilon-Spiegel und der EQ6-Montierung unterwegs. Er machte für sich einen neuen Denkprozess durch, indem nicht immer länger belichtet werden sollte, sondern man mittels Kurzbelichtungen schneller zum Ergebnis kommen kann. Ziel ist es durch kurze Belichtungszeiten der Luftunruhe ein Schnäppchen zu schlagen. Dieses Prinzip wird in der Planetenfotografie bereits länger eingesetzt – warum nicht also auch bei Deep-Sky-Objekten? Wie gut das geht konnte der Referent eindrucksvoll an diversen Bildergebnissen zeigen.
Nach seinem ersten Vortrag stellte Oliver Schneider noch einen Reisebericht nach Namibia vor. Dieser fand im Jahr 2017 statt, in der zwei Wochen lang der Sternenhimmel Südafrikas genossen wurde. Da es nur schöne Nächte gab, kam entsprechend der Schlaf viel zu kurz und es wurden viel zu viele Aufnahmen gemacht, die teilweise bis heute noch nicht ausgewertet werden konnten. Dadurch ist der Bezug zu den Bildern etwas verloren gegangen. Der Sternenhimmel Namibias ist aber einmalig, wie der Referent feststellte. Und auch der Reisebericht war sehr interessant und schloss mit einem umwerfendem Saturn, der so noch nie von Oliver Schneider beobachtet werden konnte.
Zum Abschluss der langen Planetentagung gab es dann noch zum Ausklang ein Zeitraffervideo von Rainer Sparenberg zu sehen, der in Island und Norwegen unterwegs war, um Polarlichter aufzunehmen. Damit endete wieder eine sehr interessante und sehr informative NTP-Veranstaltung, die von Dr. Michael Schröder und seinem Team hervorragend organisiert war.
Einen ausführlicheren Bericht kann man in der nächsten HiPo (Ausgabe 58) nachlesen.
Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Torsten Lietz